Lorbeerkirsche, Pontischer Kirschlorbeer
(Prunus laurocerasus L.)
Einfuhrvektoren und Einschleppungswege
Die Lorbeerkirsche wurde bereits in der 2. Hälfte des 16. Jhdts. in Europa als Zierpflanze kultiviert.
Ausbreitungswege
Handel, Garten- und Landschaftsbau, Kraftfahrzeuge, Verbringung durch mit Samen kontaminiertem Material sowie(Boden)aushub, Tiere (Fernausbreitung), unsachgemäße Entsorgung.
Erkennungsmerkmale
Es handelt sich um einen immergrünen Strauch, seltener Baum, der bis zu 6 m Höhe erreichen kann. Die Blätter sind breit-lanzettlich, ledrig, an den Rändern oft leicht nach unten gebogen und an der Oberseite glänzend dunkelgrün. Die weißen, duftenden Blüten, die in traubigen, aufrechten Blütenständen angeordnet sind, öffnen sich von April bis Mai. Danach bilden sich erst grünliche, später rötliche und bei Reife schwarze kugelige Früchte, die jeweils einen sehr giftigen Samen enthalten.
Status in Österreich
Etabliert in den österreichischen Gärten jedoch zunehmend verwildernd. Meldungen gibt es aus Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark, Salzburg und Vorarlberg.
Verbreitung in Europa
In den Gärten Europas ist die Pflanze weit verbreitet verwildert jedoch zunehmend.
Auswirkungen des Klimawandels
Die Lorbeerkirsche ist sehr wärmeliebend und frostempfindlich. In strengen Wintern friert die gesamte Pflanze aufgrund von Wassermangel zurück, treibt jedoch meist wieder neu aus. Es ist anzunehmen, dass bei zunehmender Erwärmung weitere bisher nicht besiedelte Areale in Anspruch genommen werden.
Biologie und Ökologie
Die Lorbeerkirsche wächst sowohl auf sonnigen als auch schattigen Standorten sehr gut und hat das Potenzial sich schnell auszubreiten. Als Heckenpflanze in den Gärten liegt sie sehr im Trend, obwohl alle Teile mehr oder weniger giftig sind. Sie ist sehr raschwüchsig und daher für kleine Gärten ungeeignet. Die Blätter sind ob ihrer Derbheit und Giftigkeit kaum kompostierbar. Man findet die Art verwildert an Waldrändern und in Wäldern als Unterwuchs. Wird der Stamm verletzt oder zerstört, bilden sich zahlreiche Stockaustriebe, die wieder austreiben. Die Vermehrung erfolgt durch Samen, die vor allem durch Vogelkot weit verbreitet werden und auch durch Stockausschläge. Kohlendioxidgehalt begünstigt die Jungpflanzenetablierung
Negative ökologische Auswirkungen
Lorbeerkirschen können in kurzer Zeit ein Dickicht bilden, sodass das Wachstum von jungen Gehölzen und Unterwuchs durch Lichtentzug behindert und unterbunden wird. Zusätzlich werden einheimische Pflanzenarten verdrängt.
Negative ökonomische Auswirkungen
Durch die Bildung eines Dickichts kann es zur Behinderung der Waldverjüngung kommen.
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Alle Teile der Pflanze sind giftig, vor allem der Samen. 2 Blätter und 10 Samen sollen, laut Literatur, bereits eine schwere Vergiftung hervorrufen. Die Blätter enthalten einen hohen Anteil an Blausäure!
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen:
Die Entstehung von Beständen in der Natur verhindern und bestehende eliminieren.
- Öffentlichkeitsarbeit.
- Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung.
- Unbelastete nicht mit belasteten Böden mischen.
- Nach jeder Bekämpfung ist eine mehrjährige Nachkontrolle notwendig, da sich meist noch Rhizomstücke im Boden befinden.
- Gründliche Reinigung benutzter Geräte, Fahrzeuge, Kleidung und Schuhwerk.
Bekämpfungsmaßnahmen:
- Die Beeren im Garten vor der Reife abschneiden (Unterbindung der Samenbildung).
- Junge Einzelpflanzen mitsamt der Wurzel ausreißen.
- Hecken und ältere Einzelsträucher fällen und am besten die Wurzeln fräsen oder ausgraben, sodass ein Neuaustrieb verhindert wird.
Entsorgung
- Bei Transporten von biogenem Material sind ausschließlich geschlossene Systeme zu verwenden, um einer weiteren Verbreitung entgegen zu wirken.
- Mit keimfähigen Teilen belasteter Bodenaushub ist aus fachlicher Sicht auf eine behördlich genehmigte Deponie zu verbringen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Private Flächen
Nicht blühende Pflanzen
- Hausgartenkompostierung
- Biotonne
- Thermische Verwertung
Blühende/Fruchtende Pflanzen
- Restmüll (sehr gut verpackt)
Öffentliche Flächen
- Beauftragung durch ein befugtes Entsorgungsunternehmen. Weitere Verwertung in einer genehmigten Kompostier- oder entsprechend genehmigtem Biomasseheizwerk.
Ausnahmen: Land- und Forstwirtschaft
Fallen invasive gebietsfremde Arten im Rahmen eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes an, dürfen sie im unmittelbaren Bereich eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes einer zulässigen Verwendung zugeführt werden.
Wissenswertes
In ihrer Heimat wächst die Pflanze als Unterwuchs vor allem in Buchenwäldern. Die ledrigen Blätter sind sehr ähnlich den Lorbeerblättern, daher stammt auch der deutsche Name der Pflanze. An den Blättern gibt es sogenannte Nektardrüsen, die den Ameisen süße Nahrung bieten, im Gegenzug verteidigen sie die Pflanze gegen Insekten und Raupen. Es werden bis zu 20 verschiedene Kultursorten in Mitteleuropa im Handel vertrieben, die sich im Aussehen, Wachstum und bezüglich Frostresistenz unterscheiden. In der Türkei werden Sorten kultiviert aus deren Früchten man Marmelade herstellen oder sie in getrocknetem Zustand essen kann. In der Homöopathie findet die Lorbeerkirsche ebenfalls Verwendung.
Verwechslungsmöglichkeit
Eine Verwechslungsgefahr ist mit der Echten Lorbeerpflanze (Laurus nobilis) gegeben, weil sie sich äußerlich (z.B. Blätter, Früchte) sehr ähnlich sind. Der Echte Lorbeer hat jedoch längere und spitzere Blätter. Diese werden v.a. getrocknet als Gewürz in der Küche verwendet. Die Blätter der Lorbeerkirsche riechen zerrieben durch den Anteil an Blausäure stark nach Bittermandel. Die Blüten der Lorbeerkirsche stehen im Gegensatz zu denen des Echten Lorbeers aufrecht in großen Kerzen.
Literaturauswahl
ESSL, F. & RABITSCH, W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt, Wien, 432pp.
GRIEBL, N. (2018): Gärtnern ohne invasive Pflanzen. Problempflanzen und ihre heimischen Alternativen. - Haupt Verlag, 256 pp.
KLEINBAUER, I. & al. (2010): Ausbreitungspotenzial ausgewählter neophytischer Gefäßpflanzen unter Klimawandel in Deutschland und Österreich. - BfN-Skripten 275: 1 - 74.
NEHRING, S., KOWARIK, I., RABITSCH, W. & ESSL, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wildlebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352:1-202
STORL, W-D. (2014): Wandernde Pflanzen. - AT Verlag, 2. Auflage, 320 pp.
WEBER, E. (2013): Invasive Pflanzen der Schweiz. - Haupt Verlag, 224 pp.
https://www.korina.info/
http://www.neophyt.ch/html/downloads.htm