Neobiota
Nicht-heimische Arten, Aliens
Unter dem Begriff "Neobiota" versteht man Tiere (Neozoen), Pflanzen (Neophyten) und Pilze (Neomyceten), die seit 1492 in Länder gelangten, in denen sie vorher nicht heimisch waren.
Durch die beginnenden Fernhandelsbeziehungen zwischen der alten und neuen Welt wurden viele Arten bewusst, aber auch unbewusst durch den Menschen eingebracht. Der Welthandel stellt heute den wichtigsten Faktor für die Verbreitung der Neobiota dar. Die wirtschaftlichen Motive sind vielfältig z.B.: Land- und Forstwirtschaft, Jagd- und Fischerei, Zierpflanzen- und Tierhandel. So sind fast 60% der Neophyten bewusst angepflanzt worden.
Die unbewusste Einschleppung erfolgt durch den Import von Gütern über Straße, Schiene, See- und Luftweg. Als wichtige Einfuhrwege nach Österreich können derzeit der Zierpflanzenhandel, Holzimporte und das Binnengewässerstraßensystem genannt werden.
Der Klimawandel spielt eine weitere bedeutende Rolle für ihre Verbreitung. Wärmeliebende Neobiota wie z.B.: Zebraspinne, Bienenfresser, Kirschlorbeer, Paulownie oder Opuntie gehen als Gewinner hervor, denn sie haben einen großen Konkurrenzvorteil gegenüber anderen Arten. Da sie keine natürlichen Gegenspieler haben, geht ihre Kraft ins Wachstum, weil keine oder kaum Verteidigungsmechanismen entwickelt werden müssen.
Neobiota besitzen zudem charakteristische Eigenschaften, die ihnen zu ihrem Erfolg verhelfen. Diese sind z.B. hohe Reproduktion, frühe Geschlechtsreife, große Anpassungsfähigkeit, kurzer Lebenszyklus, starkes Ausbreitungspotential, genetische Variabilität und bei Pflanzen häufig Allelopathie (eigene Stoffe, die das Wachstum anderer Pflanzen in unmittelbarer Umgebung hemmen).
Derzeit existieren in Österreich rund 1100 Neophyten und geschätzte 700-800 Arten der Neozoen in den untersuchten taxonomischen Gruppen.
Viele nicht-heimische Arten haben sich bereits etabliert, d.h. sie sind seit mindestens 25 Jahren oder 3 Generationen frei lebend in einem Gebiet. Sie haben sich angepasst und verhalten sich unauffällig wie z.B. Tulpen, Hortensien, Dahlien, Fasan, Schwan u.a.
Etwa 20 Arten der bestehenden Neophyten und ca. 50 Arten der Neozoen wirken sich in Österreich jedoch negativ auf die Biodiversität, Gesundheit und Volkswirtschaft aus. Diese Arten werden als Invasive Neophyten bezeichnet. Die Kosten für Bekämpfungsmaßnahmen werden EU-weit mit etwa 12 Milliarden Euro angegeben.
Invasive Neophyten
Invasive Neophyten konkurrieren mit einheimischen Arten um Wasser, Stickstoff und Luft. Sie bilden eintönige Monokulturen und verhindern das Auf- und Weiterkommen heimischer Arten. Besonders gefährlich ist ihr Eindringen in naturnahe Standorte wie Halbtrocken- und Trockenrasen oder auch Aubereiche, da es dadurch zu einer Umwandlung der vorhandenen Artengarnitur kommt.
Invasive Neozoen
Zur Gruppe der invasiven Neozoen zählen sehr häufig räuberische Arten wie z.B. der Waschbär. Oftmals sind sie Überträger von Krankheitserregern die für heimische Tiere oft tödlich sind. Der amerikanische Signalkrebs ist Überträger der Krebspest, jeder infizierte einheimische Krebs geht daran zugrunde. Der asiatische Marienkäfer setzt die Sporen eines parasitischen Einzellers als „Biowaffe" gegen andere Marienkäferarten ein, frisst deren Larven und verursacht zunehmend Schäden im Obst- und Weinbau. Der Maiswurzelbohrer breitet sich in Maiskulturen stark aus, wodurch große wirtschaftliche Schäden entstehen.
Invasive Neobiota EU
Um einen weiteren starken Anstieg der Neobiota in der EU zu verhindern, ist am 1. Jänner 2015 die EU-Verordnung Nr. 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2014 "Über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten" in Kraft getreten.
Somit wurde ein für alle Mitgliedstaaten verbindlicher Rechtsrahmen zum Umgang mit invasiven Tier- und Pflanzenarten geschaffen. Im Mittelpunkt der Verordnung steht eine Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung, für die Maßnahmen zum zukünftigen Umgang (Prävention, Früherkennung und rasche Reaktion, Kontrolle) festgelegt werden. Diese Liste wurde am 14. Juli 2016 in einer EU Durchführungsverordnung veröffentlicht.
Die Unionsliste-Arten finden Sie unter der Rubrik " Steckbriefe"
Invasive Neobiota Steiermark
Verbreitetste invasive Arten in der Steiermark:
- Gesundheitsschädigend: Abrosie, Riesenbärenklau, u.a.
- Volkswirtschaftsschädigend: Staudenknöterich, Eschenahorn,
- Umweltschädigend: Drüsiges Springkraut, Goldrute, Robinie,
Götterbaum, u.a.
Potentiell invasive Arten in der Steiermark:
Bambus, Buddleja, Kermesbeere, Topinambur, u.a.
» Info-Plakat der Berg- und Naturwacht zu Invasiven Neophyten
» Info-Broschüre "Neophyten im Garten - Naturschutzbewusster Umgang mit problematischen Pflanzen"
» Folder Riesenbärenklau
Links
Neobiota - Neue Tier- und Pflanzenarten
Gebietsfremde und invasive Arten in Deutschland
Invasive Species Specialist Group (ISSG)
Weltweites Netzwerk von wissenschaftlichen Experten auf dem Gebiet der invasiven Arten
European Alien Species Information Network (EASIN)
(Europäisches Neobiota-Informations-Netzwerk)
Invasive Alien Species
Invasive Gebietsfremde Arten - Information der Europäischen Kommission
» unter diesem Link finden Sie auch eine Info-Broschüre zu Invasiven Arten
RIS
Literatur
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg. 2005): Aliens, Neobiota in Österreich. - Grüne Reihe des Lebensministeriums, Band 15, Böhlau Verlag, Wien-Köln-Weimar.
Essl F., Rabitsch W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt - Monografie, Wien.
Essl F., Rabitsch W. (Hrsg. 2013): Biodiversität und Klimawandel. - Springer, Berlin
Heidelberg.
Kowarik I. (2010): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozooen in Mitteleuropa. - 2. Auflage, Ulmer, Stuttgart.
Ludwig M. (2000): Neue Tiere & Pflanzen in der heimischen Natur. - BLV Verlagsgesellschaft mbH, München.
Nentwig W. (2010): Invasive Arten. - UTB Profile.
Rabitsch W., Essl F. (Hrsg. 2010): Aliens. Neobiota und Klimawandel - Eine verhängnisvolle Affaire? - Bibliothek der Provinz, Weitra.
Storl W.-D. (2012): Wandernde Pflanzen. Neophyten, die stillen Eroberer - Ethnobotanik, Heilkunde und Anwendung. - AT Verlag.
Kontakt
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:
Fau. Dr. Andrea Krapf
Amt der Steiermärkischen Landesregierung
Referat Natur- und allg. Umweltschutz
Stempfergasse 7, 8010 Graz, 4. Stock., Zi.Nr. 421
Tel.: +43 (0)316 877-2654
Mobil: +43 (0)676 8666-2654
Mail: andrea.krapf@stmk.gv.at