Beifußblättriges Traubenkraut, Ambrosie, Ragweed
(Ambrosia artemisiifolia L.)
Einfuhrvektoren und Einschleppungswege
Der Zeitpunkt der Einschleppung ist unbekannt, das 1. Auftreten erfolgte Mitte des 19. Jhdts in Frankreich. Die Ambrosie wurde unabsichtlich mit Saatgut, Futtermittel und Vogelfutter transportiert.
Ausbreitungswege
Futtermittel/Vogelfutter, Materialtransporte sowie (Boden)aushub, Landwirtschaft, Wind, Tiere, Fahrzeuge.
Erkennungsmerkmale
Die einjährige Pflanze kann bis zu 1,50 (2,5) m hoch werden und besitzt eine Pfahlwurzel. Die Stängel sind ab der Basis stark verzweigt, behaart und oft rötlich gefärbt. Die doppelt gefiederten, kurzstieligen, grünen Blätter sind kurz beidseitig behaart. Die traubigen, grüngelben Blütenstände tragen glockenförmige Blüten, die sich von Ende Juni bis Oktober zeigen und bis zu 1 Milliarde Pollen pro Pflanze produzieren können. Jede Pflanze weist männliche und weibliche Blüten auf. Die bis zu mehreren Zehntausend hartschaligen, 4 - 5 mm langen Samen haben statt eines Haarkranzes (Pappus) kurze Stacheln und bleiben bis zu 40 Jahre keimfähig.
Status in Österreich
Etabliert in den östlichen und südlichen Bundesländern Wien, Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich, Kärnten und Steiermark.
Auswirkungen des Klimawandels
Die Pflanze profitiert von Klimaerwärmungl, da sie hohe Temperaturen bevorzugt.
Biologie und Ökologie
Die Ambrosie bevorzugt als Ruderalpflanze offene Böden, z. B.: Brachen, Straßen- und Bahnränder (Verkehrswegenetze), Gärten (unterm Vogelhaus), Baustellen, landwirtschaftliche Flächen und Uferböschungen. Die Samen haften an Reifenprofilen von Fahrzeugen und landwirtschaftliche Maschinen ebenso wie an Kleidung, Schuhwerk und Tieren. Der flugfähige Pollen kann über hunderte Kilometer verfrachtet werden. Höhere Temperaturen und CO2-Gehalt führen zu einer früheren Blühzeit und damit auch zu einer höheren Pollenproduktion.
Negative ökologische Auswirkungen
Die Bildung von Dominanzbeständen fördert die Veränderung der heimischen Ruderalflora. Die Art ist jedoch gegenüber anderen Pflanzen konkurrenzschwach.
Negative ökonomische Auswirkungen
Diese Art ist ein Problemunkraut in der Landwirtschaft z.B. in Kürbis-, Sonnenblumen-, Soja- und Maiskulturen. Bei ausreichender Nährstoff- und Wasserversorgung kann sie flächendeckend auftreten, was zu hohen Ertragseinbußen führt.
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Die Pollen von Ambrosie lösen starke Allergien aus, die Bronchitis, Atemnot und allergisches Asthma hervorrufen können. Durch die späte Blütezeit verlängert sich die Pollensaison für Allergiker (35% reagieren auf Ambrosia Pollen) um bis zu 2 Monate. Bei sensiblen Menschen kann direkter Hautkontakt mit der blühenden Pflanze Ekzeme auslösen.
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen:
Die Entstehung neuer Bestände verhindern und bestehende in ihrer Ausbreitung hemmen.
- Öffentlichkeitsarbeit.
- Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung.
- Vermeidung offener Böden.
- Unbelastete nicht mit belasteten Böden mischen.
- Bei der Bekämpfung Handschuhe tragen!
- Gründliche Reinigung von Mäh- und Erntemaschinen, Kleidung und Schuhwerk nach erfolgter Maßnahme.
- Nach jeder Bekämpfung ist eine mehrjährige Nachkontrolle notwendig, da sich ein keimfähiger Samenvorrat (Samenbank) im Boden befindet.
Bekämpfungsmaßnahmen:
Einzelpflanzen
- Ausreißen, am effektivsten vor der Blüte.
Größere Bestände
- Mahd kurz nach Blühbeginn (Mahdhöhe sehr tief ansetzen).
Entsorgung
- Bei Transporten von biogenem Material sind ausschließlich geschlossene Systeme zu verwenden, um einer weiteren Verbreitung entgegen zu wirken.
- Mit keimfähigen Teilen belasteter Bodenaushub ist aus fachlicher Sicht auf eine behördlich genehmigte Deponie zu verbringen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Private Flächen
Nicht blühende Pflanzen
- Hausgartenkompostierung
- Biotonne
Blühende/Fruchtende Pflanzen
- Restmüll (sehr gut verpackt)
Öffentliche Flächen
- Beauftragung durch ein befugtes Entsorgungsunternehmen.
Weitere Verwertung in einer genehmigten Kompostier- oder entsprechend genehmigten Biogasanlage.
Ausnahmen: Land- und Forstwirtschaft
Fallen invasive gebietsfremde Arten im Rahmen eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes an, dürfen sie im unmittelbaren Bereich eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes einer zulässigen Verwendung zugeführt werden.
Wissenswertes
In N-Amerika wurde die Ambrosie wegen ihrer entzündungshemmenden und schmerzstillenden Wirkung von den Indianern als Heilpflanze verwendet.
Im Fachjournal "Nature Communications" (April 2020) berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung (Schaffner, U. et al.) von einem aus Amerika seit 2013 eingeschleppten Käfer (Ophraella communa), der dem Ragweed so zusetzt, dass es 82% weniger Pollen produziert. Bei bewusster weiterer Ausbreitung dieses Käfers in Europa, würden 2,3 Millionen Allergiker in der Ragweed Saison aufatmen können und die Gesundheitssysteme würden um 1,1, Milliarden Euro weniger im Jahr belastet, so die Berechnung der Forscher. Laut bisheriger Studie würden sich bei eng verwandten Kultur- und Zierpflanzen sowie einheimischen gefährdeten Arten keine signifikanten negativen Auswirkungen von Ophraella communa zeigen.
Verwechslungsmöglichkeit
Diese besteht mit dem zur gleichen Familie gehörigen Gemeinen Beifuß (Artemisia vulgaris), dessen Blätter an der Unterseite im Gegensatz zur Ambrosie jedoch weiß filzig behaart sind.
Literaturauswahl
ESSL, F. & RABITSCH, W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt, Wien, 432pp.
GRIEBL, N. (2018): Gärtnern ohne invasive Pflanzen. Problempflanzen und ihre heimischen Alternativen. - Haupt Verlag, 256 pp.
KLEINBAUER, I. & al. (2010): Ausbreitungspotenzial ausgewählter neophytischer Gefäßpflanzen unter Klimawandel in Deutschland und Österreich. - BfN-Skripten 275: 1 - 74.
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/skript275.pdf(S 48).
KOWARIK, I. (2010): Biologische Invasionen. Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. - 2. Auflage, Ulmer Verlag, 492pp.
NEHRING, S., KOWARIK, I., RABITSCH, W. & ESSL, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352: 1-202. https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/skript352.pdf (S 48-49).
SCHAFFNER U. et al. (2020): Biological weed controll to relive millions from Ambrosia allergeis in Europe.- Fachjournal "Nature Communications"
STORL, W-D. (2014): Wandernde Pflanzen. - AT Verlag, 2. Auflage, 320 pp.
WEBER, E. (2013): Invasive Pflanzen der Schweiz. - Haupt Verlag, 224 pp.
https://www.burgenland.at /fileadmin/user_upload/Downloads/Umwelt_und_Agrar/Umwelt/Umweltanwaltschaft/Handbuch_Ragweed-Bekaempfung_Jaenner_2019.pdf
https://www.korina.info/
https://www.ragweedfinder.at/ https://www.oewav.at/Downloads/Neophyten