Asiatische Kermesbeere, Indische Kermesbeere, Essbare Kermesbeere
(Phytolacca acinosa Roxb.)
Ausbreitungswege
Handel, Garten- und Landschaftsbau, Materialtransporte sowie (Boden)aushub, Fahrzeuge, Vögel, Wasser, unsachgemäße Entsorgung.
Erkennungsmerkmale
Die sommergrüne, krautige Pflanze ist kleiner als ihre amerikanische Verwandte und erreicht lediglich eine Höhe von bis zu 1,50 m. Die Länge der rübenartig verdickten Pfahlwurzel kann ebenfalls über 50 cm betragen. Der feste, krautige Stängel ist im Inneren kaum bis nicht gekammert. Die Blätter sind groß (über 20 cm), wechselständig und oval-eiförmig, die verzweigten Äste grün. Die stehenden, traubigen Blütenstände, zeigen von Ende Juni bis September ihre zahlreichen, weißen Einzelblüten und gleichzeitig auch schon reifende Früchte, deren Kammerung auch bei Reife erhalten bleibt. Die Farbe der Früchte ändert sich mit zunehmendem Reifegrad von grün bis fast schwarz.
Auswirkungen des Klimawandels
Die Pflanze ist sehr wärmeliebend und frostempfindlich. Eine Förderung durch höhere Temperaturen (vor allem im Winterhalbjahr) ist anzunehmen.
Biologie und Ökologie
Die Asiatische Kermesbeere überdauert die Frostperiode wie die amerikanische Art im Wurzelstock, die oberirdischen Teile sterben im Herbst nach den ersten Frösten ab. Sie ist anspruchslos was Böden, Licht und Nährstoffe betrifft. Die asiatische Art bevorzugt im Gegensatz zur amerikanischen Verwandten eher nährstoffärmere Böden. Man findet sie hauptsächlich auf von Menschen veränderten Lebensräumen wie z.B. in Städten, Gärten, auf Ödland und vor allem in Weingärten und auf Kahlschlägen. Die dunklen Früchte sind für Vögel ebenso, wie die der amerikanischen Art, ein beliebtes Futter. Die Samen werden durch Vogelkot weit verbreitet. Eine Pflanze kann mehr als 25.000 Samen hervorbringen. Die Vermehrung beider Arten erfolgt durch Samen und Wurzelknollen.
Negative ökologische Auswirkungen
In der Konkurrenz um Nährstoffe, Wasser und Licht ist die Art durch das rasche Wachstum und die Bildung von Dominanzbeständen Gewinner gegenüber standorttypischen Arten, die dadurch verdrängt werden. Über die Wurzeln werden pflanzeneigene chemische Stoffe abgegeben, die das Wachstum anderer Pflanzen be- und verhindern (Allelopathie).
Negative ökonomische Auswirkungen
Die Art bildet rasch dichte Bestände, die den Aufwuchs von Junggehölzen be- und verhindern.
Positive ökonomische Auswirkungen
Als beliebte Zierpflanze wird diese Art im Handel angeboten. Der Farbstoff der Beeren wird als Lebensmittelfarbe und zum Färben von Wolle sowie Stoffen genutzt.
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Die Asiatische Kermesbeere enthält ein Pflanzengift, das vor allem in der Wurzel und in den Samen gespeichert ist. Sie ist weniger giftig als die amerikanische Art.
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen:
Die Entstehung neuer Bestände verhindern und bestehende in ihrer Ausbreitung hemmen.
- Öffentlichkeitsarbeit.
- Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung.
- Vermeidung offener Böden.
- Unbelastete nicht mit belasteten Böden mischen.
- Gründliche Reinigung benutzter Geräte, Fahrzeuge, Kleidung und Schuhwerk.
- Die Pflanzen müssen nach erfolgter Maßnahme von der Fläche abtransportiert und fachgerecht entsorgt werden. Falls sie liegen bleiben, können die Wurzeln, bedingt durch die Wärme und Feuchtigkeit, einwachsen und wieder austreiben. Sprossteile sind in der Lage sekundäre Wurzeln auszubilden.
- Nach jeder Bekämpfung ist eine mehrjährige Nachkontrolle notwendig, da sich ein keimfähiger Samenvorrat (Samenbank) oder Wurzelteile im Boden befinden können.
Bekämpfungsmaßnahmen:
Einzelpflanzen
- Im Garten die Fruchtstände abschneiden, um eine Samenbildung zu verhindern.
- Nachwachsende Jungpflanzen ausreißen.
- Pflanzen mitsamt der Wurzel ausreißen oder aushacken.
Größere und Dominanzbestände
- Mahd vor der Samenreife.
Entsorgung
- Bei Transporten von biogenem Material sind ausschließlich geschlossene Systeme zu verwenden, um einer weiteren Verbreitung entgegen zu wirken.
- Mit keimfähigen Teilen belasteter Bodenaushub ist aus fachlicher Sicht auf eine behördlich genehmigte Deponie zu verbringen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Private Flächen
Nicht blühende Pflanzen
- Hausgartenkompostierung
- Biotonne
Blühende/Fruchtende Pflanzen
- Restmüll (sehr gut verpackt)
Öffentliche Flächen
- Beauftragung durch ein befugtes Entsorgungsunternehmen. Weitere Verwertung in einer genehmigten Kompostier- oder entsprechend genehmigten Biogasanlage.
Ausnahmen: Land- und Forstwirtschaft
Fallen invasive gebietsfremde Arten im Rahmen eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes an, dürfen sie im unmittelbaren Bereich eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes einer zulässigen Verwendung zugeführt werden.
Wissenswertes
Die berauschenden Inhaltsstoffe der Wurzeln wurden einstmals von Chinesen genutzt. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und in der Homöopathie wird die asiatische Kermesbeere zu Heilzwecken verwendet. Die Pflanze überträgt das Gurkenmosaikvirus. Es ist jedoch nicht bekannt, ob sie dadurch heimische Arten gefährdet. Zur Bekämpfung von Schnecken sollen unreife und reife Beeren in Frage kommen. Sie werden entweder zerquetscht und gekocht auf die Ränder der Beete aufgebracht oder das Pulver von getrockneten, unreifen vermahlenen Beeren auf diese verstreut.
Verwechslungsmöglichkeit
Eine Verwechslung erfolgt oft mit der amerikanischen Verwandten, deren Fruchtstände jedoch hängen und bei Reife kugelrunde Früchte zeigen. Die dunklen, reifen Früchte der Asiatischen Kermesbeere zeigen auch Ähnlichkeit mit den reifen Früchten der Brombeere.
Literaturauswahl
ESSL, F. & RABITSCH, W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt, Wien, 432pp.
GRIEBL, N. (2018): Gärtnern ohne invasive Pflanzen. Problempflanzen und ihre heimischen Alternativen. - Haupt Verlag, 256 pp.
WEBER, E. (2013): Invasive Pflanzen der Schweiz. - Haupt Verlag, 224 pp.