Flachrohr-Bambus
Gattung Phyllostachis
Familie und Herkunft
Süßgräser (Poaceae), Hauptverbreitung Tropen und Subtropen, aber auch in der gemäßigten Zone.
Einfuhr- und Einschleppungswege
Die Ersteinbringung nach Europa erfolgte als Zierpflanzen im 19. Jhdt.
Ausbreitungswege
Handel, Garten- und Landschaftsbau, Tausch, Materialtransporte sowie (Boden)aushub, unsachgemäße Entsorgung.
Erkennungsmerkmale
Das Wachstum ist grasartig, die hohlen, meist holzigen Halme mit auffallenden Knoten können meterhoch werden. Die Blätter sind grasartig, lanzettlich, die Blütenstände ährig, traubig oder rispig. Die Gattung Phyllostachys besitzt Rhizome (Wurzelausläufer) aus denen neue Rhizome, Seitenknospen oder Halme hervorgehen können.
Auswirkungen des Klimawandels
Eine Förderung des Invasionsrisikos der Gattung Phyllostachys durch den Klimawandel wird angenommen.
Biologie und Ökologie
Bambusarten sind auf allen Kontinenten mit Ausnahme von Europa und der Antarktis beheimatet. Man findet sie bis in eine Höhe von 4.700 Metern in den Anden. Über 100 Gattungen mit insgesamt etwa 1.200 Arten wurden weltweit beschrieben. Sie bevorzugen lockere, sandig-lehmige bis humose Böden, Staunässe wird nicht vertragen. Die Blüte findet weltweit alle 12 - 120 Jahre statt, danach stirbt die Mutterpflanze ab. Mit seinen knapp unter der Erde verlaufenden, weitreichenden Wurzelausläufern, aus denen neue Pflanzen hervorgehen können, erobert die Gattung Phyllostachys innerhalb kurzer Zeit große Räume.
Negative ökologische Auswirkungen
Durch die Bildung dichter Bestände besteht die Gefahr der Verdrängung heimischer Arten. Auch als Lebensraum für Vögel sind diese Bestände bei uns nicht geeignet, da sie keine Nahrung bieten.
Negative ökonomische Auswirkungen
An Gewässern führen dichte Bestände zu einer Verringerung des Abflussquerschnittes. Rhizome von Phyllostachys können Fundamente und Wände durchbrechen sowie Schäden an Infrastruktureinrichtungen verursachen.
Positive ökonomische Auswirkungen
Bambus wird als sehr beliebte Zierpflanze im Garten- und Landschaftsbau angeboten. Bambusfasern finden bei der Herstellung hochwertiger Kleidung ihre Verwendung. Er erfreut sich auch als Baustoff und (Küchen)werkzeug immer größerer Beliebtheit. In China werden Bambusrohre nach wie vor als stabiles Gerüst für Bauarbeiten verwendet.
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Die filzigen Härchen von Blattscheiden einiger Arten können Hautirritationen und Juckreiz hervorrufen.
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen:
Die Entstehung von Beständen in der Natur verhindern und bestehende eliminieren.
- Öffentlichkeitsarbeit.
- Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung.
- Unbelastete nicht mit belasteten Böden mischen.
- Gründliche Reinigung benutzter Geräte, Fahrzeuge, Kleidung und Schuhwerk.
- Nach der Bekämpfung ist eine Nachkontrolle notwendig, da meist Teile der Rhizome im Boden verblieben sind.
Bekämpfungsmaßnahmen:
- Eine Bekämpfung ist zu jeder Jahreszeit möglich.
- Am effektivsten ist der Einsatz eines Baggers, der sämtliche Pflanzen inklusive ihrer Rhizome entfernt.
- Man kann Jungpflanzen oder Rhizome auch ausgraben, muss jedoch darauf achten, dass keine Teile im Boden verbleiben.
- Die Pflanze schwächt man auch durch Abschneiden aller Halme und Aushacken des Neuaustriebs entlang der Rhizome.
- Mehrwöchiges Überstauen bringt Bambus zum Absterben.
Fazit: Um Bambus unbedenklich in der Gartengestaltung einsetzen zu können wird empfohlen entweder nur horstbildende oder sicher funktionierende Wurzelsperren für Ausläufer treibende Sorten zu verwenden.
Entsorgung
- Bei Transporten von biogenem Material sind ausschließlich geschlossene Systeme zu verwenden, um einer weiteren Verbreitung entgegen zu wirken.
- Mit keimfähigen Teilen belasteter Bodenaushub ist aus fachlicher Sicht auf eine behördlich genehmigte Deponie zu verbringen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Private Flächen
Nicht blühende Pflanzen
- Hausgartenkompostierung
- Biotonne
- Thermische Verwertung
Blühende Pflanzen
- Restmüll (sehr gut verpackt)
Öffentliche Flächen
- Beauftragung durch ein befugtes Entsorgungsunternehmen. Weitere Verwertung in einem genehmigten Kompostier- oder entsprechend genehmigtem Biomasseheizwerk.
Ausnahmen: Land- und Forstwirtschaft
Fallen invasive gebietsfremde Arten im Rahmen eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes an, dürfen sie im unmittelbaren Bereich eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes einer zulässigen Verwendung zugeführt werden.
Wissenswertes
In China ist Bambus ein Symbol für Langlebigkeit, große Widerstandskraft und Reichtum. In Indien steht Bambus für Freundschaft. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) werden Bambussprossen wegen ihres hohen Kieselsäuregehaltes verwendet. Diese Säure soll gut für das Wachstum von Haaren, Haut und Knochen sein.
Verwechslungsmöglichkeit
Die Gattung Phyllostachys kann mit den Süßgräsern Schilf- (Phragmites australis) und Pfahlrohr (Arundo donax), die beide in Amerika als invasiv gelten, verwechselt werden.
Im Unterschied zu Phyllostachys bleiben beim Pfahlrohr die Blattscheiden auch nach Abfallen der Blätter am Halm stehen.
Die Blatthäutchen (Ligulae) sind bei vielen Phyllostachys Arten vorhanden und lang borstig geöhrt. Beim Pfahlrohr sind sie bewimpert, beim Schilfrohr findet man stattdessen einen Haarkranz.
Ein weiteres Unterscheidungskriterium zu den genannten Arten ist die flache Rinne oder die deutliche Abflachung der Halme zwischen den Knoten über den Seitenzweigen, die Phyllostachys aufweist.