Asiatischer Marienkäfer
(Harmonia axyridis)
Familie und Herkunft
Marienkäfer (Coccinellidae)
Ost-Asien (China, Japan, Korea, Mongolei, Ost-Russland)
Erkennungsmerkmale
Die Käfer erreichen eine Körperlänge von 6 - 8 mm und werden 5 - 7 mm breit. Die Farbe der Deckflügel variiert sehr stark zwischen hellgelb und dunkelrot, dabei können die schwarzen Flecken (0 - 21), so großflächig sein, so das der Käfer schwarz erscheint und rote Punkte trägt. In anderen Fällen sind die schwarzen Punkte sehr schwach ausgeprägt oder fehlen gänzlich. Häufig befindet sich auf dem Halsschild eine schwarze Markierung, die je nach Betrachtungsweise „M"-oder „W"-förmig ist. Die Larven haben eine schwarz- bis blaugraue Grundfarbe und weisen am ganzen Körper mehr oder weniger lange, mit zwei oder drei Ästen versehene Borsten auf. Der Hinterleib ist auf den ersten fünf Segmenten entlang des Rückens inkl. der Borsten orange gefärbt. Junge Larven sind zunächst gelbgrün gefärbt und haben schwarze Borsten; später wird die Körperfarbe dunkler und die orangen Bereiche bilden sich aus.
Status in Österreich
V | T | S | K | Stmk | O | N | W | B |
E | E | E | E | E | E | E | E | E |
E = etabliert, C = unbeständig, EF = Einzelfund, UN = unbekannt, EX = erloschen, AG = ausgerottet |
Der Käfer ist seit 2006 auch in Österreich dokumentiert und hat sich mittlerweile in allen Bundesländern stark ausgebreitet.
Verbreitung in Europa
Der asiatische Marienkäfer wurde Ende des 20. Jahrhunderts zunächst in die USA und dann auch nach Europa zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingeführt. Das erste freilebende Exemplar des Asiatischen Marienkäfers in Europa wurde 2001 in Belgien gefunden, danach hat er sich stark ausgebreitet. Die heutige Verbreitung reicht von Norwegen, Schweden, Schottland und Irland im Norden bis nach Spanien, Italien und Griechenland im Süden.
Biologie und Ökologie
Das Weibchen legt seine Eier auf von Blattläusen befallenen Pflanzen ab. Aus diesen schlüpfen nach drei bis fünf Tagen die Larven, die zwei Wochen (4 Larvenstadien) für ihre Entwicklung benötigen. In dieser Zeit kann eine einzelne Larve bis zu 1.200 Läuse fressen. Nachdem sich die Larve auf einem Blatt verpuppt hat, dauert es 5-6 Tage, bis der Käfer schlüpft.
Der asiatische Marienkäfer hat nur wenige natürliche Feinde, da er wie die meisten Marienkäferarten, bei Gefahr einen gelben, bitter schmeckenden und giftigen Saft (Hämolymphe) absondern kann.
Negative ökologische Auswirkungen
Der Asiatische Marienkäfer frisst große Mengen von Blattläusen. Er kann pro Tag 100 bis 270 Blattläuse vertilgen. Allerdings verschmäht er auch andere weichschalige Insekten, Insekteneier und Larven nicht (auch nicht der eigenen Art). Problematisch für einheimische Arten ist dabei das Vorkommen von Parasiten in der eingeschleppten Spezies.
Negative ökonomische Auswirkungen
Ein Problem stellt der Marienkäfer für die Winzer dar, da sich die Käfer im Herbst zwischen den Trauben verstecken. Gelangen die Käfer im Zuge der Weinlese mit in die Trauben, kann ihre bittere Hämolymphe die Weinqualität stark negativ beeinflussen. Diese Weine werden auch als „Harmonia-Weine" betitelt.
Positive ökonomische Auswirkungen
Ebenso wie die heimischen Marienkäfer verzehren sowohl die Larven, als auch die adulten Käfer große Mengen an Blattläusen. In den letzten Jahren hat sich das Bild des Asiatischen Marienkäfers vom Nützling hin zum Schädling gewandelt. Der positive Beitrag als biologisches Kontrollmittel von verschiedenen Schädlingen wird von seinen negativen Eigenschaften überschattet.
Managementmaßnahmen
Kontrollmaßnahmen im Wein-und Obstbau
Da der Weinfehler eines "Harmonia-Weins" nicht mehr komplett aufgehoben sondern bestenfalls durch Zugabe von Eichenschnitzel oder Aktivkohle gelindert werden kann, ist es besonders wichtig eine derartige Verunreinigung von vornherein zu verhindern. Die Gefahr eines wirtschaftlichen Schadens hängt von der Populationsdichte des Asiatischen Marienkäfers ab. Kontrollmaßnahmen sollten auf Grundlage von Schädlingsdichte und Schadensschwelle erfolgen. Da die Trauben/Früchte üblicherweise knapp vor der Lese/Ernte befallen werden, sollte 2 Wochen davor die Befallsstärke des Asiatischen Marienkäfers überprüft werden, z. B. mittels Bonitur oder beleimter Gelbtafeln.
Mechanisch
Beschädigte Trauben und Früchte sollten entfernt werden, damit der Asiatische Marienkäfer erst gar nicht angelockt wird. Es ist wichtig darauf zu achten, dass keine Käfer ins Lese- oder Erntegut gelangen. In kleineren Anlagen können per Hand die Käfer gegebenenfalls von den Trauben/Früchten geschüttelt werden. Bei maschineller Ernte besteht die Gefahr, dass die sich in den verletzten Trauben/Früchten aufhaltenden Käfer nicht ausgeschieden werden und in die Maische gelangen.
Chemisch
Zur Bekämpfung des Asiatischen Marienkäfers sind derzeit keine Pflanzenschutzmittel zugelassen. An der Erforschung anderer Kontrollmaßnahmen, wie z. B. Abschreckstoffen (Repellents) und Lockstoffen, wird gearbeitet. Kampfer und Menthol wirken auf die erwachsenen Asiatischen Marienkäfer abschreckend, allerdings haben diese nur eine sehr kurze Wirkungsdauer.
Verwechselungsmöglichkeiten
Einige heimische Marienkäferarten sind jedoch ähnlich groß wie der Asiatische Marienkäfer, z. B. der 7-Punkt Marienkäfer (Coccinella septempunctata), Augenfleck Marienkäfer (Anatis ocellata), Ameisen-Siebenpunkt (Coccinella magnifica), Vierpunkt Marienkäfer (Harmonia quadripunctata), Gestreifter Marienkäfer (Myzia oblongoguttata), Ceratomegilla undecimnotata.
Aufgrund der variablen Farbgestaltung des Asiatischen Marienkäfers besteht daher Verwechslungsgefahr mit einheimischen Marienkäfern. Verwechslungsgefahr besteht besonders mit dem Zwei-Punkt Marienkäfer (Adalia bipunctata), der eine ähnliche schwarze Markierung am Halsschild aufweisen kann. Neben den bereits genannten nicht artcharakteristischen Merkmalen, ist nur die im hinteren Bereich der Deckflügel transversal verlaufende leichte Erhebung ein eindeutiger Hinweis für den Asiatischen Marienkäfer.
Weitere Informationen
Der Asiatische Marienkäfer kann Hausbesitzern lästig werden, da er im Herbst große Schwärme bildet, die Häuser und andere geschützte Orte zur Überwinterung aufsuchen.