Schwarzmund-Grundel
(Neogobius melanostomus)
Familie und Herkunft
Grundeln (Gobiidae)
Südosteuropäische Brackwassergebiete von Schwarzem und Asowschem Meer
Erkennungsmerkmale
Die Schwarzmund-Grundel ist ein kleiner ca. 15 bis max. 20 cm langer Fisch mit einem rundlichen Kopf. Das Maul ist endständig. Die Augen ragen leicht aus dem Kopf heraus. Die Schwarzmund-Grundel hat zwei Rückenflossen, die vordere bestehend aus 5 bis 8 Hartstrahlen mit einem auffälligen dunklen Augenfleck. Die langgestreckte hintere Rückenflosse aus einem Hartstrahl und 12-17 Weichstrahlen. Die gegnüberliegende Afterflosse ist gleichlang wie die Rückenflosse. Die Schwanzflosse ist abgerundet. Die Bauchflossen sind, wie bei allen Grundeln, zu einer einzelnen, saugnapfartigen Scheibe zusammengewachsen.
Die Färbung der Schwarzmund-Grundel ist variantenreich in verschiedenen Brauntönen mit Musterung. An der Seitenlinie befinden sich eine Reihe horizontaler, Flecken, die den Eindruck einer unterbrochenen Linie ergeben. Die Unterseite ist hell bis weiß.
Status in Österreich
V | T | S | K | Stmk | O | N | W | B |
UN | UN | UN | UN | UN | E | E | E | UN |
E = etabliert, C = unbeständig, EF = Einzelfund, UN = unbekannt, EX = erloschen, AG = ausgerottet |
Verbreitung in Europa
Die Schwarzmund-Grundel ist neben der Kessler-Grundel der Marmorierten Grundel, der Flussgrundel und der Nackthalsgrundel eine Grundelart, die im Volksmund als "Schwarzmeergrundel" zusammengefasst wird, obwohl die fünf Arten innerhalb der Familie der Grundeln aus vier unterschiedlichen Gattungen stammen. Diese fünf Grundelarten haben sich in den vergangenen Jahrzehnten mit erstaunlicher Schnelligkeit über ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet hinaus in zahlreichen Gewässersystemen Europas ausgebreitet. Aber auch in Amerika (Große Seen) wurde die Schwarzmund-Grundel eingeschleppt und verbreitet sich dort sehr rasch.
Als wichtigster Ausbreitungspfad der Schwarzmund-Grundel gilt das Ballastwasser von Frachtschiffen. Auf diesem Wege konnte sie sich inzwischen bis in die Nord- und Ostsee ausbreiten (salzwassertolerant). Als weiterer Faktor gilt die gute Vernetzung der großen europäischen Flusssysteme untereinander mit Kanälen. Auf diese Weise können sich Grundeln auch auf natürlichem Wege weiter in noch unbesiedelten Flüssen ausbreiten.
Inzwischen sind zahlreiche Flüsse besiedelt, in denen sie ursprünglich nicht heimisch war (Rhein, Donau, Elbe, Oder, Wolga).
Auswirkungen des Klimawandels
Die Schwarzmund-Grundel gilt zwar als kältetolerant, bevorzugt aber wärmere Gewässer, in denen sie auch schneller ausbreitet, als in kälteren Gewässern. Daher kann angenommen werden, dass der Klimawandel, insbesondere eine Erhöhung der mittleren Jahres(wasser)temperatur, die weitere Ausbreitung und das Populationswachstum der Art begünstigt.
Biologie und Ökologie
Die Schwarzmund-Grundel ist kein guter Schwimmer und lebt überwiegend bodennah in Ufernähe bis etwa 3 Meter Wassertiefe. Sie bevorzugen steinigen Gewässergrund, weshalb menschengemachte Uferbefestigungen wie Steinschüttungen der Art Vorschub leisten. Menschlich überprägte Flussabschnitte weisen eine wesentlich höhere Grundelpopulation auf, als naturbelassene Abschnitte. Nur bei starkem innerartlichem Konkurrenzdruck werden auch sandige und tiefere Gewässerteile besiedelt.
Schwarzmund-Grundel ernähren sich als Jungfische von Zooplankton an der Wasseroberfläche. Bei dieser Gelegenheit werden sie von den Ballastwassertanks der Frachtschiffe aufgenommen und verbreitet. Erwachsene Tiere ernähren sich am Gewässergrund von wirbellosen Kleintieren, wie Wasserinsekten oder Kleinkrebsen, Schnecken und Muscheln. Seltener auch von Fischlaich und Jungfischen.
Negative ökologische Auswirkungen
In neu besiedelten Gewässern vermehrt sich die Schwarzmund-Grundel in kurzer Zeit massiv. Dabei wird sie in manchen Gewässern oder Flussabschnitten zur zahlenmäßig dominanten Fischart und übt auf heimische Arten eine hohe Konkurrenz, insbesondere auf Bodenfische wie die Mühlkoppe und den Streber aus. Darüber hinaus übt die Schwarzmund-Grundel starken Prädationsdruck auf wasserlebende Schnecken- und Insektenarten aus.
Der Verdacht, dass Grundeln Fischlaich und Fischbrut in großem Stil fressen würden, konnte bislang nicht bestätigt werden.
Positive ökonomische Auswirkungen
Grundsätzlich ein schmackhafter Speisefisch, auf Grund seiner geringen Größe aber zumindest kommerziell eher uninteressant, evtl. als Futterfisch.
Auf Grund ihrer Größe und des teilweisen massenhaften Vorkommens sind Grundeln wiederum eine neue Nahrungsgrundlage für heimische Raubfische wie Hecht, Zander, Wels oder Barsch. Sportangler berichten von steigenden Raubfischbeständen z.B. am Rhein.
Managementmaßnahmen
Eine Verpflichtung zur Erarbeitung von Managementmaßnahmen gilt nur für Arten die auf der EU Liste der invasiven Arten geführt werden. Dies ist bei der Schwarzmund-Grundel (noch) nicht der Fall. Trotzdem erscheint eine geordnete Vorgehensweise, insbesondere in betroffenen Regionen sinnvoll.
Die vollständige Beseitigung dieser sich rasch verbreitenden Art erscheint nicht möglich. Das Ziel von Maßnahmen ist eine Eindämmung der Vorkommen und die Verhinderung der weiteren Ausbreitung innerhalb Österreichs. Jede Bestandsreduktion dient vorsorglich der Vermeidung der weiteren Ausbreitung. Die Entnahme von Fischen unterliegt grundsätzlich dem Fischereirecht. Für die Schwarzmund-Grundel bestehen keine gesetzlichen Schonzeiten. Maßnahmen an und in Gewässern sind mit den Fischereiberechtigten bzw. Bewirtschaftern abzustimmen. Gefangene Tiere sollten entnommen und getötet bzw. fachgerecht entsorgt bzw. einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden. Schwarzmund-Grundeln werden als kleine aber durchaus schmackhafte Speisefische beschrieben.
Literatur
Jörg Andreas Brandner: Ecology of the invasive neogobiids Neogobius melanostomus and Ponticola kessleri in the upper Danube River. München 2014, S. 14.
Mojmír Vašek / Lucie Všetičková / Kevin Roche / Pavel Jurajda: Diet of two invading gobiid species (Proterorhinus seminularis and Neogobius melanostomus) during the breeding and hatching season: No field evidence of extensive predation of fish eggs and fry. In: Limnologicus, Nr. 46, 2013, S. 31-36.