Heiliger Ibis
(Threskiornis aethiopicus)
Erkennungsmerkmale
Der Heilige Ibis kann bis zu 75 cm groß werden. Kopf, Schnabel, Hals und Beine sind schwarz gefärbt, die Flügel sind weiß mit einigen schwarzen Federn an den Flügelspitzen. Der Schnabel ist lang und nach unten gebogen.
Status in Österreich
V | T | S | K | Stmk | O | N | W | B |
- | EF | EF | EF | EF | EF | EF | - | EF |
E = etabliert, C = unbeständig, EF = Einzelfund, UN = unbekannt, EX = erloschen, AG = ausgerottet |
Aus Österreich liegen derzeit Einzelbeobachtungen aus sieben Bundesländern vor, wobei die Art erstmals 1999 in Oberösterreich freifliegend beobachtet wurde. Bei den Feststellungen in Österreich handelte es sich mindestens zum Großteil um Flüchtlinge aus heimischen Zoohaltungen. Dass in Einzelfällen auch Vögel aus der eingebürgerten norditalienischen Population beteiligt sind, erscheint aber möglich.
Verbreitung in Europa
Die Art wurde im 19. Jahrhundert nach Europa eingeführt und brütet seit den 1970er-Jahren vor allem in Frankreich, Italien, Spanien und auf den Kanarischen Inseln, vereinzelt auch in den Niederlanden, in Belgien und Deutschland.
Auswirkungen des Klimawandels
Es wird angenommen, dass der Klimawandel, insbesondere eine Erhöhung der mittleren Jahrestemperatur, eine Verringerung der Mächtigkeit und Dauer der Schneedecke im Winter sowie eine Verlängerung der Vegetationsperiode, die weitere Ausbreitung der Art auch in höhere Lagen begünstigt. Ob der Klimawandel die Biologie (z. B. Winterruhe) beeinflusst, ist unbekannt.
Biologie und Ökologie
Der Heilige Ibis brütet in Kolonien. Nester befinden sich am Boden, in Büschen oder Bäumen. Die Brutzeit der Heiligen Ibisse variiert nach klimatischen Bedingungen. Es werden 2 bis 4 Eier gelegt. Die Brut dauert 28-29 Tage. Die Jungen sind nach fünf bis sechs Wochen flügge. Der Heilige Ibis ist ein Nahrungsopportunist und ernährt sich von Reptilien, Fischen, Krebstieren, Insekten, Schnecken und auch Aas. Müllkippen werden regelmäßig nach Fressbarem durchsucht.
Negative ökologische Auswirkungen
Insbesondere an Küstenstandorten ist die Art problematisch, wo der Heilige Ibis die Eier und Nestlinge gefährdeter Küstenvogelarten frisst. Die Konkurrenz um Nistplätze ist nachgewiesen.
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Es sind keine Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit bekannt. Durch die Affinität zu Müll- und Mistplätzen im urbanen Bereich ist die Übertagung von Krankheitserregern nicht auszuschließen.
Managementmaßnahmen
Ziele
Durch den Einsatz verschiedener Maßnahmen soll eine Etablierung dieser Art in Österreich verhindert werden.
Systematischer Abschuss
Aufgrund der in Österreich noch seltenen Beobachtungen ist eine systematische Bejagung kaum sinnvoll. Dennoch wäre der gezielte Abschuss die effizienteste Maßnahme zur Verhinderung der Etablierung und weiteren Ausbreitung der Art. In Frankreich wurden die Tiere an Müllplätzen und an den Brutkolonien geschossen. Abschüsse sollten nur von vogelkundlich versierten Personen erfolgen, um Verwechslungen und Fehlabschüsse zu vermeiden.
Die Art unterliegt nicht dem Steiermärkischen Jagdgesetz. Die Bestimmungen der Vogelschutzrichtlinie (2009/147/EG) gelten nicht für in der EU nicht heimische Arten. Alle Jagdausübungsberechtigten haben die Verpflichtung Heilige Ibisse gezielt nachzustellen und diese zu erlegen. Jagd- und tierschutzrechtliche Bestimmungen sind einzuhalten. Alle Jagdausübungsberechtigten haben alle in ihrem Revier erlegten Heiligen Ibisse (inkl. Fallwild) bis spätestens Ende des Jagdjahres (31.03.) beim Landesjagdamt zu melden (Formular Niederwildmeldung). Dieses hat alle Meldungen von invasiven Tieren - nach Arten zusammengefasst - schriftlich an das Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abt. 10 (Landesforstdirektion) binnen 4 Wochen zu übermitteln. Hier erfolgt die Aufarbeitung der Daten (Verbreitungskarten) und die Weiterleitung an den Bund für die ordnungsgemäße Meldung nach Brüssel.
Eingriff ins Gelege
Das Anstechen der Eier im Gelege (um eine neue Brut im selben Jahr zu verhindern, sollten die Eier danach nicht aus den Nestern entfernt werden) sowie das Entfernen der Nester reduziert den Bruterfolg. Diese Methode wurde erfolgreich in einem Schutzgebiet in Frankreich angewandt. Diese Art errichtet ihre Nester bevorzugt in Bäumen, wodurch die Zugänglichkeit stark eingeschränkt ist. Nachdem die Art in Österreich derzeit nicht brütet, ist diese Maßnahme nicht relevant. Eingriffe in Gelege unterliegen gegebenenfalls den Bestimmungen der Naturschutzgesetze und eine Anpassung und Vereinheitlichung der rechtlichen Situation (keine generelle Unterschutzstellung für nicht autochthone Arten) wäre anzustreben.
Lebendfang
Über die Effektivität verschiedener Lebendfangmethoden sind keine Daten bekannt. In der Literatur wird der Fang durch gezielte Fütterung in Volieren von an Menschen gewöhnte Tiere (Gefangenschaftsflüchtlinge) sowie den Einsatz von Kanonennetzen (dabei wird ein großes Netz mit Projektilen über die auf einer Fläche befindlichen Tiere geschossen) erwähnt.
Sonstige Maßnahmen
In Frankreich wurden Giftköder (mit alpha-Chloralose als Wirkstoff) eingesetzt. Über das Futter verabreichte Verhütungsmittel (Nicarbazin) werden als eine mögliche unterstützende Managementmaßnahme erachtet, die allerdings noch getestet und weiter ausgearbeitet werden muss, insbesondere was die Wirksamkeit und mögliche veterinärrechtliche Bestimmungen anlangt. Diese Maßnahmen werden in Österreich derzeit als nicht durchführbar eingestuft. Das Kupieren der Flügel in der Vogelhaltung wäre zwar zur Verhinderung der Flucht aus Gefangenschaftshaltungen zielführend, ist in Österreich aber verboten.
Weitere Informationen
Der Heilige Ibis wurde im alten Ägypten als Inkarnation („Menschwerdung") des Gottes Thot (Gott des Mondes, der Wissenschaft, der Magie, des Kalenders) verehrt. In den Hieroglyphen findet sich daher auch ein Symbol des Heiligen Ibis. Daher stammt der Name des Vogels.
Literatur
IUCN (2017): Information on non-lethal measures to eradicate or manage vertebrates included on the Union list. Technical note prepared by IUCN for the European Commission.
https://circabc.europa.eu/sd/a/518231a9-abdd-47b1-b455-9d78a7e98f0e/Non-lethal%20measures.pdf
Scheibner, C. et al. (2015): Naturschutzfachliche Managementempfehlungen. Threskiornis aethiopicus - Heiliger Ibis. In: BfN (Hrsg.) Management-Handbuch zum Umgang mit gebietsfremden Arten in Deutschland. Band 2: Wirbellose Tiere und Wirbeltiere. Naturschutz und Biologische Vielfalt 141(2): 522 - 529.
Smits, R. et al. (2010): A risk analysis of the sacred ibis in the Netherlands including biology and management options of this invasive species. Ministry of Agriculture, Nature and Food Quality, Wageningen: 68 S.