Schwarzkopf-Ruderente
(Orconectes limosus)
Familie und Herkunft
Entenvögel (Anatidae)
Nordamerika, an der Westküste von Kanada bis Kalifornien, Mexiko, Zentralamerika und Karibik
Erkennungsmerkmale
Die Tiere werden rund 35 - 45 cm groß. Das Männchen besitzt im Prachtkleid einen schwarzen Kopf und einen hellblauen Schnabel sowie kastanienbraune Federn. Das Ruhekleid ist dagegen grau und braun, der Schnabel ist dann dunkelgrau. Das Weibchen ist ganzjährig graubraun gefärbt. Die Beine setzen weiter hinten am Körper an, die Tiere können sehr gut schwimmen, tauchen und fliegen. Der Schwanz wird beim Schwimmen meist aufgestellt.
Status in Österreich
V | T | S | K | Stmk | O | N | W | B |
EF | - | EF | EF | EF | EF | EF | EF | EF |
E = etabliert, C = unbeständig, EF = Einzelfund, UN = unbekannt, EX = erloschen, AG = ausgerottet |
Für die aus dem westlichen Nordamerika und Mittelamerika stammende Schwarzkopf-Ruderente liegen derzeit für Österreich nur Einzelbeobachtungen und nur zwei gesicherte Nachweise vor. Für die Steiermark wurden bei einer Erhebung 2018 Schwarzkopf-Ruderenten in 12 Revieren gemeldet.
Verbreitung in Europa
Die Schwarzkopf-Ruderente hat wegen der Hybridisierung mit der in Europa gefährdeten Weißkopf-Ruderente (Oxyura leucocephala) international große Beachtung erfahren, und wurde in Großbritannien durch intensives Management fast vollständig ausgerottet. Kleine Populationen bestehen in Belgien und in den Niederlanden, die individuenstärksten Vorkommen (rund 250 Vögel) sind derzeit aus Frankreich bekannt.
Biologie und Ökologie
Allesfresser, bevorzugt an Binnengewässern mit reichlich Pflanzenbewuchs. Weibchen legen einmal im Jahr 6 - 10 Eier, die Geschlechtsreife wird mit 2 Jahren erreicht.
Negative ökologische Auswirkungen
Die Schwarzkopf-Ruderente hybridisiert mit der in Österreich nicht (bzw. nur als Ausnahmeerscheinung) vorkommenden gefährdeten Weißkopf-Ruderente, wodurch es zu einer genetischen Vermischung durch Introgression kommt. Die Art gilt als konkurrenzstark und kann andere Wasservogelarten, wie z. B. den Zwergtaucher und den Schwarzhalstaucher verdrängen.
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen
Durch den Einsatz verschiedener Maßnahmen soll eine Etablierung (Bruterfolg) und die Bildung von Rastplätzen bei der möglichen weiteren Ausbreitung in Europa verhindert werden. Einzelne Tiere sollten abgeschossen oder - sofern möglich - eingefangen werden.
Systemischer Abschuss
In Großbritannien wurde der Bestand durch konsequente Bejagung über einen Zeitraum von 10 Jahren (2005 - 2015) von rund 6.000 Tieren im Jahr 2000 auf rund 40 Tiere im Jahr 2015 reduziert. Auch die Bestände in den Niederlanden, Frankreich und Belgien sind rückläufig. Um den Lärmpegel gering zu halten, werden kleine Kaliber verwendet.
Aufgrund der in Österreich noch seltenen Beobachtungen der Art ist eine systematische Bejagung kaum sinnvoll. Standortspezifische Rahmenbedingungen sind zu berücksichtigen und abzuwägen (z. B. Störung lokaler Brutvögel, Abschüsse während der Brutzeit). Dennoch wäre der gezielte Abschuss die effizienteste Maßnahme zur Verhinderung der Etablierung und weiteren Ausbreitung der Art. Entsprechend einheitliche gesetzliche Bestimmungen in den Jagdgesetzen der Bundesländer oder vergleichbarer Rechtsmaterien sind anzustreben. Abschüsse sollten nur von vogelkundlich versierten Personen erfolgen, um Verwechslungen und Fehlabschüsse zu vermeiden. Die Störung anderer Vögel in den Lebensräumen ist bei Durchführung der Maßnahme möglichst gering zu halten.
Alle Jagdausübungsberechtigten haben alle in ihrem Revier erlegten Schwarzkopf-Ruderenten (inkl. Fallwild) bis spätestens Ende des Jagdjahres (31.03.) beim Landesjagdamt zu melden (Formular Niederwildmeldung). Dieses hat alle Meldungen von invasiven Tieren - nach Arten zusammengefasst - schriftlich an das Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abt. 10 (Landesforstdirektion) binnen 4 Wochen zu übermitteln. Hier erfolgt die Aufarbeitung der Daten (Verbreitungskarten) und die Weiterleitung an den Bund für die ordnungsgemäße Meldung nach Brüssel.
Eingriff ins Gelege
Das Anstechen der Eier im Gelege (um eine neue Brut im selben Jahr zu verhindern sollten die Eier danach nicht aus den Nestern entfernt werden) sowie das Entfernen der Nester reduziert den Bruterfolg. Eingriffe in Gelege bzw. Nester unterliegen den Bestimmungen der Landesjagd- und Naturschutzgesetze und eine Anpassung und Vereinheitlichung wären anzustreben. Nachdem die Art in Österreich derzeit nicht brütet, ist diese Maßnahme nicht relevant.
Lebendfang
Der Lebendfang einzelner oder mehrerer Tiere, die auf der Wasseroberfläche zusammengetrieben und in ein Fanggehege geleitet werden („corral traps"), ist möglich, aber aufwändig und nicht immer erfolgreich.
Andere Maßnahmen
Die Verabreichung von Verhütungsmitteln (Nicarbazin) über das Futter wird für die Art als nicht zielführend bewertet. Das Kupieren der Flügel in der Vogelhaltung ist in Österreich verboten.
Forschung und Überwachung
Überwachung des Auftretens der Art in Österreich, um allfällige Bestandszunahmen oder Brutnachweise frühzeitig zu entdecken.
Öffentlichkeitsarbeit
Maßnahmen zur Aufklärung der Folgen einer Ausbringung in die Natur auf lokaler und regionaler Ebene sind von großer Bedeutung. Diese Maßnahmen betreffen insbesondere relevante Nutzergruppen (Ziervogelhalter und -züchter).
Verwechselungsmöglichkeiten
Die Schwarzkopf-Ruderente könnte mit der heimischen Weißkopf-Ruderente verwechselt werden.
Literatur
FAO (2007): Wild bird capture techniques. In: Wild birds and avian influenza. FAO Animal Production and Health Manual 5: 18 S.
Henderson, I.S. (2006): Recent measures to control Ruddy Ducks Oxyura jamaicensis in the United Kingdom. In: Boere, G.C. et al. (Eds) Waterbirds around the world. The Stationery Office, Edinburgh: 822-825.
IUCN (2017): Information on non-lethal measures to eradicate or manage vertebrates included on the Union list. Technical note prepared by IUCN for the European Commission.
https://circabc.europa.eu/sd/a/518231a9-abdd-47b1-b455-9d78a7e98f0e/Non-lethal%20measures.pdf
Robertson, P.A. et al. (2015): Towards the European eradication of the North American ruddy duck. Biol. Invasions 17: 9-12.
Scheibner, C. et al. (2015): Naturschutzfachliche Managementempfehlungen. Oxyura jamaicensis - Schwarzkopfruderente. In: BfN (Hrsg.) Management-Handbuch zum Umgang mit gebietsfremden Arten in Deutschland. Band 2: Wirbellose Tiere und Wirbeltiere. Naturschutz und Biologische Vielfalt 141(2): 499-506.
Smith, G.C. et al. (2005): A model of ruddy duck Oxyura jamaicensis eradication for the UK. J. Appl. Ecol. 42: 546-555. U.K. Ruddy Duck Control Trial (2008) Final Report.