Sonnenbarsch
(Lepomis gibbosus)
Erkennungsmerkmale
Der Sonnenbarsch hat einen hochrückigen und seitlich abgeflachten Körper. Im hinteren Kopfbereich befindet sich an einer Ausbuchtung des Kiemendeckellappens ein auffallender weiß-rot umrandeter runder schwarzer Fleck (wird als „Ohr" bezeichnet). Jungfische und Weibchen sind eher unscheinbar gefärbt. Es dominieren grün- bis graubraune Flecken die in Bändern angeordnet sein können. Geschlechtsreife Männchen sind farbenprächtiger, insbesondere in der Laichzeit zeigen sie kräftige Gelb- und Blautöne. Das relativ kleine Maul ist leicht oberständig. Die Rückenflosse ist wie bei allen barschartigen Fischen zweiteilig, der vordere hartstrahlige Teil ist jedoch mit dem hinteren weichstrahligen Teil verbunden.
Status in Österreich
V | T | S | K | Stmk | O | N | W | B |
E? | E? | E? | E | E | E | E | E | E |
E = etabliert, C = unbeständig, EF = Einzelfund, UN = unbekannt, EX = erloschen, AG = ausgerottet |
In Österreich sind inzwischen alle Bundesländer vom Sonnenbarsch besiedelt. In der Süd- und Oststeiermark ist er vor allem in Teichen und Seen mittlerweile weit verbreitet. Im besonderen Maße gilt dies für die Schotterseen im Grazer Feld. Die Verbreitungskarte der Steiermark zeigt die Nachweise aus der Erhebung aus der GZÜV (Gewässerzustandsüberwachungsverordung) von 2007 bis 2017.
Verbreitung in Europa
Der Sonnenbarsch wurde bereits in 1880er Jahren als Teich- und Aquarienfisch in Europa eingeführt. Er ist in weiten Teilen Europas (bis auf den Norden) verbreitet. Er kommt aber nicht flächendeckend vor, sondern hat einzelne Verbreitungsschwerpunkte, insbesondere in der Nähe von menschlichen Siedlungen, die auf Entlassung aus Aquarienhaltung oder auf Besatzmaßnahmen schließen lassen.
Auswirkungen des Klimawandels
Da der Sonnenbarsch eine wärmeliebende Art ist, die in kälteren Gewässern fehlt, kann angenommen werden, dass der Klimawandel, insbesondere eine Erhöhung der mittleren Jahres(wasser)temperatur, die weitere Ausbreitung der Art begünstigt.
Biologie und Ökologie
Bevorzugter Lebensraum sind wärmere, stehende und langsam fließende Gewässer mit klarem Wasser und dichter Vegetation zum Schutz vor Fressfeinden. Die Art wird ca. 8 Jahre alt. Die Geschlechtsreife wird mit 1-3 Jahren erreicht. Die Eiablage erfolgt zwischen April und Juni, wenn die Wassertemperatur 16-18°C erreicht. Sonnenbarsche brüten in Kolonien in sonnigen und offenen Uferbereichen. Die Männchen bauen Nester die sie gegenüber Eindringlingen verteidigen. Die Weibchen können in verschiedenen Nestern laichen. Die Brutpflege wird von den Männchen betrieben.
Negative ökologische Auswirkungen
Der Sonnenbarsch ernährt sich von verschiedenen Wirbellosen, Fischlaich und Jungfischen verschiedener heimischer Arten. Er hat ein hohes Reproduktionspotential und kann bei starker Vermehrung erhöhten Prädationsdruck auf Jungfische heimischer Arten ausüben.
Positive ökonomische Auswirkungen
Grundsätzlich ein schmackhafter Speisefisch, auf Grund seiner geringen Größe aber eher uninteressant. Wegen seiner Farbenpracht war der Sonnenbarsch ein beliebter Aquarienfisch.
Managementmaßnahmen
Ziele
Die vollständige Beseitigung dieser weit verbreiteten Art erscheint nicht mehr möglich. Das Ziel der Maßnahmen ist eine Eindämmung der Vorkommen und die Verhinderung der weiteren Ausbreitung innerhalb Österreichs. Eine lokale Beseitigung oder Eindämmung isolierter Populationen in naturschutzfachlich wertvollen, kleineren Stillgewässern erscheint möglich, aber sehr aufwendig, Falls nicht der gesamte Wasserkörper trockengelegt werden kann, kann mittels Elektro- bzw. Netzfangmethode oder gezielter Angelfischerei vorgegangen werden. Es wird allerdings angenommen, dass es nicht möglich ist die Art mit zulässigen Fangmethoden gänzlich aus größeren, nicht ablassbaren Gewässern zu entfernen. Jede Bestandsreduktion dient vorsorglich der Vermeidung der weiteren Ausbreitung.
Allgemeine Aspekte
Die Entnahme von Fischen unterliegt dem Fischereirecht. Für den Sonnenbarsch bestehen keine gesetzlichen Schonzeiten. Maßnahmen an und in Gewässern sind mit den Fischereiberechtigten bzw. Bewirtschaftern abzustimmen. Gefangene Tiere sollten entnommen, fachgerecht getötet und verwertet werden.
Fang
Die systematische Entnahme von Tieren aus den Gewässern durch Lebendfang (Netze, Kescher, Elektrobefischung) ist nicht geeignet, um Bestände zu eliminieren. Eine begleitende Entnahme im Beifang im Zuge anderer Aktivitäten, ist angebracht, auch wenn die Wirksamkeit der Maßnahme sehr gering ist.
Ablassen von Gewässern
Eine vollständige Beseitigung in einem Stillgewässer ist nur durch das Ablassen möglich. Diese Maßnahme ist nur in besonders begründeten Einzelfällen nach sorgfältiger Abklärung durch eine Fachkraft und bei Vorliegen der erforderlichen behördlichen Bewilligungen vertretbar. Sie kann nur in kleineren, ökologisch nicht oder wenig wertvollen Stillgewässern (z. B. in der Teichwirtschaft) und unter Berücksichtigung möglicher Auswirkungen auf Nicht-Zielarten eingesetzt werden. Nach der Trockenlegung können die Fische abgesammelt und einer Nutzung zugeführt werden.
Schulung und Kontrolle bei Besatzmaßnahmen
Stichprobenartige Kontrollen auf unabsichtliche Einbringung bei Besatzmaßnahmen.
Öffentlichkeitsarbeit
Maßnahmen zur Aufklärung der Folgen einer Ausbringung in die Natur auf lokaler und regionaler Ebene sind von großer Bedeutung. Diese Maßnahmen betreffen insbesondere relevante Nutzergruppen (Gewässerbewirtschaftung und Aquakultur, Angelfischerei, Aquaristik und Gartenteiche/Zierteiche).
Einsatz von Pisciziden
Das international am häufigsten eingesetzte Piscizid ist Rotenon. Dieses und auch andere „Fischbekämpfungsmittel" sind gemäß Biozidproduktegesetz in Österreich nicht zugelassen und kommen daher in Österreich nicht in Betracht. Deren Wirkung ist zudem nicht selektiv und für alle Fische im Gewässer tödlich.
Forschung und Überwachung
Überwachung bzw. Kontrolle in bisher nicht besiedelten Regionen oder Gewässerabschnitten ist aufgrund der bereits weiten Verbreitung der Art in Österreich nur eingeschränkt relevant. Die Entwicklung und Optimierung von eDNA-Methoden zur Identifikation von Vorkommen in Gewässern ist voranzutreiben.