Chinesischer Blauglockenbaum, Paulownie, Kaiserbaum, Kiribaum
(Paulownia tomentosa (Thunb.) Steud.)
Einfuhr- und Einschleppungswege
Die Paulownie wurde als Zierpflanze in der 1. Hälfte des 19. Jhdts. nach Europa gebracht.
Ausbreitungswege
Handel, Wasser, Wind, Materialtransporte sowie (Boden)aushub, unsachgemäße Entsorgung.
Erkennungsmerkmale
Die Art ist ein sommergrüner Laubbaum mit bis zu 15 m (in Einzelfällen bis zu 30 m) Höhe. Sein Stamm ist braun und rissig, seine Zweige sind dicht behaart. Die herzförmigen Blätter sind bis zu 40 cm lang, 20m cm breit (bei jungen Exemplaren noch größer) und unterseits behaart. Die lila- bis hellblauen, glockenförmigen Blüten ab Mai sind in großen, aufrechten, traubigen Blütenständen angeordnet. Die bei Reife verholzten Kapselfrüchte enthalten sehr viele leichte, geflügelte Samen.
Status in Österreich
Etabliert. in den letzten 20 Jahren erfolgte eine rasche Ausbreitung in Österreich.
Verbreitung in Europa
In Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich, der Schweiz, und Spanien gilt die Baumart als etabliert.
Auswirkungen des Klimawandels
Die Paulownie zählt zu den Gewinnern des Klimawandels, da der Baum wärmebegünstigte Gebiete bevorzugt und Trockenheit erträgt. Die Toleranzgrenze liegt bei - 28° bis über + 40°. Nicht ausgereifte und noch nicht verholzte Pflanzenteile können durch Spätfrost geschädigt werden.
Biologie und Ökologie
Als Pioniergehölz bevorzugt die Art windstille und sonnige Lagen, im Schatten verzögert sich ihre Entwicklung sehr stark. Sie besiedelt neben basischen, sandig-lehmigen, nährstoffreichen und tiefgründigen, auch Rohböden. Der beliebte Park- und Stadtbaum kann ein Alter von bis zu 70 Jahren erreichen. Verwilderungen findet man auf Waldlichtungen, an Waldrändern, in Gebüschen sowie auf Ödland. Er zeigt ein hohes Reproduktions- und Ausbreitungspotenzial, jedoch unterliegt er im Wald, als Lichtbaum Art der Konkurrenz heimischer Baumarten. In der Jugend kann das Wachstum bis zu 5 m pro Jahr betragen. Die Blüten sind durch ihr Angebot an Pollen und Nektar bei zahlreichen Insekten sehr beliebt.
Der Baum fruchtet bereits nach einigen Jahren. Die bis zu 20 Millionen Samen pro Jahr und Baum können von Wind und Wasser weit vertragen werden. Ihre Keimfähigkeit bleibt bis zu 3 Jahre erhalten. Die Keimung kann jedoch nur bei ausreichender Lichtverfügbarkeit erfolgen, die Keimungsrate selbst ist, bedingt durch abiotische Umweltfaktoren, gering. Neben der generativen ist auch eine vegetative Vermehrung über Adventivknospen am Stamm und an den Wurzeln möglich. Bereits 4 Wochen nach der Keimung können die Jungpflanzen Stockausschläge bilden.
Negative ökologische Auswirkungen
Derzeit sind in Europa noch keine bekannt.
Beim Auftreten zahlreicher Jungpflanzen könnte es, bedingt durch die extrem großen Blätter, zum Lichtentzug und damit zur Beeinträchtigung standorttypischer Arten kommen. Auch eine große Menge an Blattstreu wird produziert, die das Wachstum und die Etablierung anderer Arten behindern kann. Die hohe Stickstoffkonzentration der Blätter (ca. 3%) könnte sich bei der Zersetzung der Laubstreu auch auf die Nährstoffverfügung des Standortes auswirken.
Positive ökonomische Auswirkungen
Die Gattung Paulownie wird im Garten- und Landschaftsbau als Zierpflanze genutzt. Das hochwertige Holz, das biegsam, stabil und sehr leicht ist, wird als Wertholz (Bau, Möbel) sowie für die Produktion von Sportgeräten (z.B. Schi, Surfbretter, Snowboards) und Musik Instrumenten verwendet. Durch das überaus rasche Wachstum werden verschiedene Paulownia-Arten sowie auch Hybriden vermehrt als Energieholz kultiviert. https://www.paulownia.at/
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen:
Die Entstehung neuer Bestände verhindern und bestehende in ihrer Ausbreitung hemmen.
- Öffentlichkeitsarbeit.
- Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung.
- Vermeidung offener Böden.
- Unbelastete nicht mit belasteten Böden mischen.
- Gründliche Reinigung benutzter Geräte, Fahrzeuge, Kleidung und Schuhwerk.
- Nach jeder Bekämpfung ist eine mehrjährige Nachkontrolle notwendig, da sich ein keimfähiger Samenvorrat (Samenbank) im Boden befindet.
Bekämpfungsmaßnahmen:
- Die Bekämpfung ist immer möglich.
- Teilweises Ringeln ist die effektivste Methode.
Dazu schneidet man einen Rindenstreifen im unteren Bereich des Baumes von 5 - 10 cm bis auf das Kernholz und belässt einen Steg mit ca. 10 % des Baumdurchmessers als Restbrücke. So wird der Saftstrom großteils unterbrochen und der Transport der Assimilate zu den Wurzeln, bis auf den Steg, gestoppt. Durch das Vorhandensein dieses Steges reagiert der Baum nicht mit Angsttrieben und kaum oder keinen Stockausschlägen. Im Folgejahr wird die Restbrücke inklusive des Kallus entfernt. Nach 1 - 2 Jahren ist der Baum abgestorben und kann gefällt werden. Die Nachbehandlung von allfälligen Stockausschlägen ist notwendig.
- Abschneiden oder Fällen bewirkt einen starken Stockausschlag sowie Förderung von Wurzelausläufern und ist zu vermeiden!
Entsorgung
- Bei Transporten von biogenem Material sind ausschließlich geschlossene Systeme zu verwenden, um einer weiteren Verbreitung entgegen zu wirken.
- Mit keimfähigen Teilen belasteter Bodenaushub ist aus fachlicher Sicht auf eine behördlich genehmigte Deponie zu verbringen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Private Flächen
Nicht blühende Pflanzen (Teile)
- Hausgartenkompostierung
- Biotonne
- Thermische Verwertung
Blühende/Fruchtende Pflanzen (Teile)
- Restmüll (sehr gut verpackt)
Öffentliche Flächen
- Beauftragung durch ein befugtes Entsorgungsunternehmen. Weitere Verwertung in einem genehmigten Kompostier- oder entsprechend genehmigtem Biomasseheizwerk.
Ausnahmen: Land- und Forstwirtschaft
Fallen invasive gebietsfremde Arten im Rahmen eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes an, dürfen sie im unmittelbaren Bereich eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes einer zulässigen Verwendung zugeführt werden.
Wissenswertes
Die Paulownie war der Lieblingsbaum Kaiser Franz Josefs. Er ordnete die Pflanzung dieses Baumes in allen Ländern seines Reiches an, daher auch der deutsche Name „Kaiserbaum". In China war es üblich einen Blauglockenbaum zu pflanzen, wenn die Kaiserin ein Kind gebar.
Die sehr zuckerhältigen Blätter und Blüten werden im Ursprungsgebiet als wertvolles Viehfutter genutzt. Die ungenießbaren Früchte sind leicht giftig, da sie das Pflanzengift Verbascosid enthalten. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) finden die Blätter zur Behandlung von Husten, Bronchitis und Verkühlung sowie gegen Hautkrankheiten ihre Anwendung.
Verwechslungsmöglichkeit
Eine Verwechslung ist mit dem Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) möglich. Dessen Blüten sind jedoch cremig weiß mit 2 gelb-orangen sowie purpurnen Streifen und seine Kapselfrüchte hängen zigarrenförmig vom Baum.
Literaturauswahl
ESSL, F. (2007) From ornamental to detrimental? The incipient invasion of Central Europe by Paulownia tomentosa.Preslia 79: 377-389.
ESSL, F. & RABITSCH, W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt, Wien, 432pp.
GRIEBL, N. (2018): Gärtnern ohne invasive Pflanzen. Problempflanzen und ihre heimischen Alternativen. - Haupt Verlag, 256 pp.
KLEINBAUER, I. & al. (2010): Ausbreitungspotenzial ausgewählter neophytischer Gefäßpflanzen unter Klimawandel in Deutschland und Österreich. - BfN-Skripten 275: 1 - 74.
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/skript275.pdf (S 64).
NEHRING, S., KOWARIK, I., RABITSCH, W. & ESSL, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352: 1-202. https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/skript352.pdf (S 142-143).
WEBER, E. (2013): Invasive Pflanzen der Schweiz. - Haupt Verlag, 224 pp.
https://docplayer.org/25605813-Potenziale-und-risiken-eingefuehrter-baumarten.html
https://www.korina.info/
https://www.oewav.at/Downloads/Neophyten