Japanischer Staudenknöterich, Japan-Knöterich
(Fallopia japonica (Houtt.) Ronse Decr.)
Einfuhr- und Einschleppungswege
Der Japanische Staudenknöterich wurde in der 1. Hälfte des 19. Jhdts. als Zier- und Nutzpflanze nach Europa gebracht.
Ausbreitungswege
Handel, Garten- und Landschaftsbau, Landwirtschaft, Imkerei, Jagd (Wildfutter), Kraftfahrzeuge, Materialtransporte sowie (Boden)aushub, Gerätschaften, Wasser, Tiere (Fernausbreitung), unsachgemäße Entsorgung.
Erkennungsmerkmale
Die Art ist zweihäusig, das heißt, es gibt (wenig) männliche und (überwiegend) weibliche Pflanzen. Sie sind mehrjährig und können eine Höhe bis zu 3 (4) m erreichen. Die Stängel sind kräftig, knotig gegliedert (deshalb auch der Name Knöterich), meist rot gesprenkelt und hohl. Die kahlen, lederartigen Blätter sind breit eiförmig, spitz zulaufend und weisen einen gestutzten Blattgrund auf. Die rispenartig verzweigten Blütenstände zeigen von Ende Juli bis September kleine zarte Blüten. Es werden kleine geflügelte Früchte ausgebildet.
Auswirkungen des Klimawandels
Eine Förderung des Invasionsrisikos durch den Klimawandel wird angenommen.
Biologie und Ökologie
Die Verbreitung erfolgt hauptsächlich durch unterirdische Ausläufer (Rhizome). Kleinste Teile davon (Fragmente mit 1 - 1,5 cm) können bereits wieder zu einem neuen Bestand führen. In 1 m³ Boden können bis zu 150 Rhizome vorkommen. Die oberirdischen Teile der krautigen Staude sterben im Herbst nach den ersten Frösten ab, das unterirdische Rhizom überdauert den Winter als Speicherorgan bis zu 2,5 Meter tief im Boden. Im April beginnt das Wachstum der oberirdischen Teile, die von Mai bis Juni in ihrer Hauptwachstumsphase bis zu 15 (30!) cm pro Tag wachsen können. Die zahlreich vorhandenen unterirdischen „schlafenden" Knospen der Rhizome können jederzeit zu neuen Pflanzen austreiben, sodass sich in kürzester Zeit dominante Bestände entwickeln. Die Verbreitung durch Samen ist zu vernachlässigen.
Der Verbreitungsschwerpunkt liegt nach wie vor an Fließgewässern, jedoch werden auch zahlreiche andere Lebensräume wie z.B. Wald- und Wegränder, Bodenaufschüttungen sowie auch trockene Ruderalstandorte besiedelt. Der Japanische Staudenknöterich kommt mit allen Standorten und Nährstoffbedingungen zurecht und besiedelt Habitate bis 1.500 m Seehöhe. Überschwemmungen verträgt die Pflanze sehr gut.
Negative ökologische Auswirkungen
Dichte und dominante Bestände verhindern durch die Wurzelkonkurrenz und Schattenbildung der Blätter jegliches Wachstum angestammter Arten.
Der Japan-Knöterich stellt, da unattraktiv für pflanzenfressende Insekten, keinen Nahrungslebensraum für diese dar.
Negative ökonomische Auswirkungen
Die in Sprossnähe bis zu 10 cm dicken Rhizome können Schäden an der bestehenden Infrastruktur verursachen und z.B. Uferbefestigungen oder Dämme destabilisieren und zerstören. Schmalste Ritzen und sogar Asphalt können durchwachsen und durch das Dickenwachstum gesprengt werden. Für den Straßen-, Bahn- und Gewässererhaltungsdienst verursachen großflächige Bestände einen erhöhten Pflegeaufwand.
Die Kosten für Managementmaßnahmen bei allen Staudenknöterich-Arten werden hoch eingestuft.
Positive ökonomische Auswirkungen
Die Pflanze ist sehr schwermetalltolerant und wird deshalb zur Sanierung von Böden angepflanzt, die mit Schwermetallen und anderen Giftstoffen wie z.B. Zink, Cadmium oder Blei angereichert sind. Die Gifte werden von der Pflanze aufgenommen und abgebaut.
Die Art wird auch zur Honigproduktion herangezogen.
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen:
Die Entstehung neuer Bestände verhindern und bestehende in ihrer Ausbreitung hemmen. Die vollständige Beseitigung der weit verbreiteten Art ist in Österreich nicht möglich.
- Öffentlichkeitsarbeit.
- Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung.
- Vermeidung offener Böden.
- Unbelastete nicht mit belasteten Böden mischen.
- Nach jeder Bekämpfung ist eine mehrjährige Nachkontrolle notwendig, da meist noch Rhizomstücke im Boden verblieben sind.
Bekämpfungsmaßnahmen:
- Der beste Zeitpunkt ist kurz vor der Blüte, da hier der Biomasseentzug am größten ist.
Einzelne Pflanzen
- Ausreißen, ausgraben oder ausbaggern. Alle Rhizome, auch die kleinsten Stücke müssen von der Fläche entfernt und einer fachgerechten Entsorgung zugeführt werden.
Großflächige Bestände
- Mahd zur Schwächung der Population, beginnend bei der Wuchshöhe von 40 cm 6 - 8 Mal pro Jahr. Diese Maßnahmen sind über mehrere Jahre zu wiederholen. Auch nach 3 Jahren sind noch 4 bis 6 Mahden pro Jahr notwendig!
- Ausbaggern bei Bauvorhaben.
- Abdecken mit starken, reißfesten, dunklen, lichtundurchlässigen Folien über Jahre hindurch. Es muss der gesamte Bestand inklusive einem zusätzlichen Streifen (mindestens 2 m) abgedeckt werden. Danach rasche Einsaat, um den Bestand weiter zu schwächen; eine vollkommene Eliminierung kann damit aber nicht erreicht werden.
- Einbringen von 2- bis 3-jährigen Weidenstecklingen zeigt an Ufern hemmende Wirkung, da diese das An- und Aufwachsen des Staudenknöterichs durch die Schattenbildung be- und verhindern.
- Eine Beweidung mit Schafen, Ziegen, Pferden oder Rindern schwächt den Bestand ebenfalls. Die Nachtriebe bilden kleinere und schwächere Blätter aus.
- Der Einsatz von Herbiziden durch Injektion in die Markhöhle der unteren Stängel nach der Mahd des Knöterichs kann zum Erfolg führen.
Entsprechende gesetzliche Bestimmungen und Anwendungshinweise sind einzuhalten!
Der Einsatz ist in Gewässernähe verboten (Gewässerschutzbestimmungen).
Anwendung nur bei trockenem Wetter und Windstille.
Nachteil: Alle übrigen Pflanzen werden dadurch ebenfalls vernichtet!
Fazit: Das schnelle Wachstum und die Fähigkeit sich aus kleinsten Spross- und Rhizomteilen zu regenerieren machen den Japanischen Staudenknöterich zu einer kaum bekämpfbaren Art. Alle bis jetzt bekannte und ausprobierte Methoden können Staudenknöterich Arten nur schwächen bzw. ihre Ausbreitung verzögern.
Der große Ressourceneinsatz kann zu hohen Kosten führen, deshalb ist vor geplanten Maßnahmen eine Kosten-Nutzen-Analyse durchzuführen.
Entsorgung
- Bei Transporten von biogenem Material sind ausschließlich geschlossene Systeme zu verwenden, um einer weiteren Verbreitung entgegen zu wirken.
- Mit keimfähigen Teilen belasteter Bodenaushub ist aus fachlicher Sicht auf eine behördlich genehmigte Deponie zu verbringen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Private Flächen
Nicht blühende Pflanzen (nur oberirdische Teile, keine Ausläufer oder Wurzeln!)
- Hausgartenkompostierung
- Biotonne
Blühende Pflanzen
- Restmüll (sehr gut verpackt)
Öffentliche Flächen
- Beauftragung durch ein befugtes Entsorgungsunternehmen
Weitere Verwertung in einer genehmigten Kompostier- oder entsprechend genehmigten Biogasanlage.
Ausnahmen: Land- und Forstwirtschaft
Fallen invasive gebietsfremde Arten im Rahmen eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes an, dürfen sie im unmittelbaren Bereich eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes einer zulässigen Verwendung zugeführt werden.
Verwechslungsmöglichkeit
Mit den beiden anderen beschriebenen Knöterich-Arten Böhmischer und Sachalin Staudenknöterich.
Wissenswertes
In Japan wird der Staudenknöterich als Gemüse angebaut, weil er zahlreiche Inhaltsstoffe wie z.B. Phosphor, Eisen, Vitamin C, Kalium Kupfer, Resveratrol u.a. enthält. Junge Triebe werden auch roh verzehrt z.B. als Kompott wie Rhabarber, mit dem er verwandt ist. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird die Wurzel des Japanischen Stauden- und des Sachalinknöterichs zu Heilzwecken verwendet.
Rezepte:
https://www.ecowoman.de/haus-garten/garten/knoeterich-rezepte-das-unkraut-essen-statt-vernichten-zb-als-knoeterich-senf-5467
https://www.kostbarenatur.net/anwendung-und-inhaltsstoffe/japanischer-knoeterich/
https://www.gartenjournal.net/knoeterich-essen
https://www.youtube.com/watch?v=e5xNzok7rTM
https://www.umweltberatung.at/japanischer-staudenknoeterich-wer-wuchert-wird-verspeist
Literaturauswahl
ESSL, F. & RABITSCH, W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt, Wien, 432pp.
GRIEBL, N. (2018): Gärtnern ohne invasive Pflanzen. Problempflanzen und ihre heimischen Alternativen. - Haupt Verlag, 256 pp.
KLEINBAUER, I. & al. (2010): Ausbreitungspotenzial ausgewählter neophytischer Gefäßpflanzen unter Klimawandel in Deutschland und Österreich. - BfN-Skripten 275: 1 - 74.
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/skript275.pdf (S 55).
KOWARIK, I. (2010): Biologische Invasionen. Neophyten und Neozoen in
Mitteleuropa. - 2. Auflage, Ulmer Verlag, 492pp.
NEHRING, S., KOWARIK, I., RABITSCH, W. & ESSL, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352: 1-202. https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/skript352.pdf S 92-93.
STORL, W-D. (2014): Wandernde Pflanzen. - AT Verlag, 2. Auflage, 320 pp.
WEBER, E. (2013): Invasive Pflanzen der Schweiz. - Haupt Verlag, 224 pp.
https://www.neobiota-austria.at/fileadmin/inhalte/neobiota/pdf/OBB-Folder_Neophyten.pdf
https://www.bundesforste.at/uploads/publikationen/Folder_Neophyten_130x220_Auflage2_screen.pdf
https://www.korina.info/
https://www.infoflora.ch/de/assets/content/documents/neophyten/inva_reyn_jap_d.pdf
https://www.oewav.at/Downloads/Neophyten
http://www.neophyt.ch/html/downloads.htm
https://www.zbg.ch/pdf_bestimmung/Japanknoeterich.pdf https://www.gov.uk/government/publications/japanese-knotweed-managing-on-development-sites