Gewöhnliche Robinie, Falsche Akazie, Schein-Akazie
(Robinia pseudoacacia L.)
Einfuhr- und Einschleppungswege
In der ersten Hälfte des 17. Jhdts. wurde die Art als Zierpflanze nach Europa (Frankreich) eingeführt.
Ausbreitungswege
Handel, Forstwirtschaft, Garten- und Landschaftsbau, Materialtransporte sowie (Boden)aushub, Wasser, Wind und anthropogene Fernausbreitung (Verkehrswege).
Erkennungsmerkmale
Der sommergrüne, schnellwüchsige Laubbaum erreicht eine Höhe bis zu 25 m. Die Rinde junger Bäume ist glatt, bei älteren entwickelt sich eine dicke, dunkle, längsrissige, netzartige Borke. Die Zweige besitzen paarig angeordnete Nebenblätter, die zu Dornen umgewandelt sind. Die Blätter sind unpaarig gefiedert mit bis zu 19 ovalen Teilblättern und treiben spät aus. Die weißen, hängenden Blütentrauben verströmen von April bis Mai/Juni ihren Duft. Die 4- 8 braunen Samen stecken in bis zu 10 cm langen, bei Reife braunen Hülsen. Die Früchte sind sogenannte Wintersteher, die sich oft erst zu Beginn des Frühjahrs öffnen.
Auswirkungen des Klimawandels
Die Robinie bevorzugt sonnige Standorte, verträgt große Hitze sowie Trockenheit. Eine Förderung durch den Klimawandel wird angenommen.
Biologie und Ökologie
In ihrer ursprünglichen Heimat ist diese Art ein Pioniergehölz und wird nach wenigen Jahrzehnten von anderen Gehölzarten verdrängt. Bei uns bildet sie dagegen dauerhafte, durch ihre Wurzelausläufer oft undurchdringliche Bestände aus und lässt sich von heimischen Baumarten nicht mehr stoppen. Zur Keimung braucht sie konkurrenzfreie, lichte Standorte, denn die Keimlinge zeigen wenig Schattentoleranz. Die Robinie erreicht ein Alter von bis zu 200 Jahren. Bereits im 6. Jahr kann der Baum fruchten. Er breitet sich generativ durch Samen und vegetativ durch zahlreiche Wurzelsprosse aus. Die Samen werden durch den Wind verbreitet und fallen in einem Umkreis von ca. 100 m um den Mutterbaum zu Boden. Sie sind langlebig und bleiben zumindest ein Jahrzehnt im Boden keimfähig.
Die Robinie kann, wie alle Schmetterlingsblütler, mit Hilfe von Knöllchenbakterien Luftstickstoff binden, was zu einer Veränderung der Bodenzusammensetzung führt. Magere Standorte wie Halbtrocken- und Trockenrasen werden dadurch in kurzer Zeit nachhaltig verändert, wodurch es auch zu einer Veränderung der Artenzusammensetzung kommt. Die Robinie stellt kaum Ansprüche an ihren Standort. Sie gedeiht auf sonnigen bis halbschattigen, trockenen bis frischen, felsigen, schottrigen, sandigen bis lehmreichen, basisch bis mäßig sauren Böden. Sie besiedelt Au- und trockene Wälder, Waldränder, Trocken- und Magerwiesen, in erster Linie jedoch gestörte Lebensräume, wie Z.B. Ruderalplätze, Schottergruben, Bahngleise und Industriebrachen.
Negative ökologische Auswirkungen
Die Anreicherung des Bodens mit Stickstoff führt zu einer nachhaltigen Veränderung des gesamten Lebensraums. Spezialisierte und seltene Lebensgemeinschaften verschwinden und werden durch häufige, stickstoffliebende ersetzt.
Durch die Wurzelausläufer entsteht eine dichte, fast undurchdringliche Monokultur, die das Wachstum anderer Pflanzen durch Lichtentzug und eigene chemische Stoffe, die von den Robinien abgesondert werden (Allelopathie) unterbindet.
Negative ökonomische Auswirkungen
Das Auftreten der Robinie entlang von Gewässern und Bahngeleisen führt zu einem erhöhten Pflegeaufwand, sodass große personelle und finanzielle Ressourcen erforderlich sind.
Positive ökonomische Auswirkungen
Aufgrund ihres harten, dauerhaften Holzes, der Schnellwüchsigkeit, der Wurzelausläufer und ihrer Blütentracht, die von Imkern wegen des „Akazien" Honigs sehr geschätzt wird, ist dieser Baum als Lieferant für Bau- und Möbel- (vor allem im Außenbereich) sowie Brennholz, als Parkbaum und Bodenfestiger sehr beliebt.
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Rinde, Blätter, Nebenblattdornen und Samen sind giftig und rufen bei Einnahme u.a. Übelkeit bis zum Erbrechen, Magen- und Bauchschmerzen, Durchfall, Müdigkeit Schwindel sowie Ausschläge hervor. Für manche Tiere ist die Robinie tödlich giftig.
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen:
Die Entstehung neuer Bestände verhindern und bestehende in ihrer Ausbreitung hemmen.
- Öffentlichkeitsarbeit.
- Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung.
- Offene Böden vermeiden.
- Unbelastete nicht mit belasteten Böden mischen.
- Gründliche Reinigung benutzter Geräte, Fahrzeuge, Kleidung und Schuhwerk.
- Nachkontrollen sind erforderlich, um eventuelle Stockausschläge zu entfernen und einen erneuten Austrieb aus den eventuell im Boden verbliebenen Rhizomstücke zu verhindern.
Bekämpfungsmaßnahmen:
- Ausgraben oder Ausreißen der Wurzeln bei Jungpflanzen.
- Teilweises Ringeln ist die effektivste Methode.
Dazu schneidet man im Winter einen Rindenstreifen im unteren Bereich des Baumes von 5 - 10 cm bis auf das Kernholz und belässt einen Steg mit ca. 10 % des Baumdurchmessers als Restbrücke. So wird der Saftstrom Großteils unterbrochen und der Transport der Assimilate zu den Wurzeln, bis auf den Steg, gestoppt. Durch das Vorhandensein dieses Steges reagiert der Baum nicht mit Angsttrieben und kaum oder keinen Stockausschlägen, sondern es kommt zu einem Vitalitätsverlust. Im Folgejahr wird die Restbrücke inkl. Kallus entfernt. Nach 1 - 2 Jahren ist der Baum abgestorben und kann gefällt werden.
Die Nachbehandlung von allfälligen Stockausschlägen ist notwendig. - Abschneiden oder Fällen bewirkt einen starken Stockausschlag sowie Förderung von Wurzelausläufern und ist zu vermeiden!
Entsorgung
- Bei Transporten von biogenem Material sind ausschließlich geschlossene Systeme zu verwenden, um einer weiteren Verbreitung entgegen zu wirken.
- Mit keimfähigen Teilen belasteter Bodenaushub ist aus fachlicher Sicht auf eine behördlich genehmigte Deponie zu verbringen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Private Flächen
Nicht blühende Pflanzen (Teile)
- Hausgartenkompostierung
- Biotonne
- Thermische Verwertung
Blühende/Fruchtende Pflanzen (Teile)
- Restmüll (sehr gut verpackt)
Öffentliche Flächen
- Beauftragung durch ein befugtes Entsorgungsunternehmen.
Weitere Verwertung in einem genehmigten Kompostier- oder entsprechend genehmigtem Biomasseheizwerk.
Ausnahmen: Land- und Forstwirtschaft
Fallen invasive gebietsfremde Arten im Rahmen eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes an, dürfen sie im unmittelbaren Bereich eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes einer zulässigen Verwendung zugeführt werden.
Wissenswertes
Die Art wurde in der 1. Hälfte des 17. Jhds. vom Gärtner des französischen Königshofes Jean Robin als Zierbaum eingeführt. Heute gibt es zahlreiche Sorten, auch mit rosafarbenen Blüten, im Gartenhandel. Die Robinie wird nach wie vor gerne als Stadtbaum gepflanzt, weil sie hitze- und trockenheitsbeständig ist sowie Abgase, Feinstaub und Streusalz sehr gut verträgt. Ihr Holz enthält Substanzen, die es gegen Pilz- und Insektenbefall äußerst widerstandsfest machen. Nach dem 2. Weltkrieg eroberte sie, so wie der Götterbaum, die Ruinen der zerbombten Städte und breitete sich nachfolgend auch am Land aus. Im deutschsprachigem Raum wird die Robinie fälschlicherweise als Akazie bezeichnet, obwohl sie mit der zur botanischen Unterfamilie der Mimosen Gewächse gehörigen Akazie nicht identisch ist.
Die amerikanischen Ureinwohner nutzten die Wurzel, Triebe und Rinde zu medizinischen Zwecken.
Verwechslungsmöglichkeit
Die Robinie kann, vor allem im jungen Zustand, durch die gefiederten Blätter mit dem zur gleichen Familie zählenden Gemeinen Goldregen (Laburnum anagyroides) sowie dem bereits potenziell invasiven Bastard-Indigo (Amorpha fruticosa) verwechselt werden. Beiden Arten fehlen jedoch die für die Robinie charakteristischen Nebenblattdornen. Vor allem während der Blütezeit sieht man den Unterschied recht deutlich. Die Blütentrauben des Goldregens sind gelb und die ährenförmigen, aufrechten Trauben des Bastard Indigos zeigen eine violette bis rostbraune Farbe. Beide erreichen eine maximale Höhe von nur 4 - 6 m.
Literaturauswahl
ESSL, F. & RABITSCH, W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt, Wien, 432pp.
GRIEBL, N. (2018): Gärtnern ohne invasive Pflanzen. Problempflanzen und ihre heimischen Alternativen. - Haupt Verlag, 256 pp.
KLEINBAUER, I. & al. (2010): Ausbreitungspotenzial ausgewählter neophytischer Gefäßpflanzen unter Klimawandel in Deutschland und Österreich. - BfN-Skripten 275: 1 - 74.
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/skript275.pdf (S 70).
KOWARIK, I. (2010): Biologische Invasionen. Neophyten und Neozoen in
Mitteleuropa. - 2. Auflage, Ulmer Verlag, 492pp.
NEHRING, S., KOWARIK, I., RABITSCH, W. & ESSL, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352: 1-202. https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/skript352.pdf (S 168-169).
STORL, W-D. (2014): Wandernde Pflanzen. - AT Verlag, 2. Auflage, 320 pp.
WEBER, E. (2013): Invasive Pflanzen der Schweiz. - Haupt Verlag, 224 pp.
https://www.infoflora.ch/de/assets/content/documents/neophyten/inva_robi_pse_d.pdf
https://www.korina.info/
https://www.oewav.at/Downloads/Neophyten
https://www.bundesforste.at/uploads/publikationen/Folder_Neophyten_130x220_Auflage2_screen.pdf
http://www.in-tree.org/uploads/images/conference/presentations/Quadt_Oitzinger_DE.pdf