Schmalblättriges Greiskraut, Südafrikanisches Greiskraut
(Senecio inaequidens DC.)
Einfuhr- und Einschleppungswege
Gegen Ende des 19. Jhdts. wurde die Art mit Schafwolltransporten nach Europa eingeschleppt.
Ausbreitungswege
Mit Samen versetztes Erdmaterial sowie (Boden)aushub, Wind, durch Fahrzeuge entlang der Verkehrswege, Tiere.
Erkennungsmerkmale
Das Schmalblättrige Greiskraut ist mehrjährig und wird bis zu 1 m hoch. Die stark verzweigten Stängel sind nahe der Basis oft verholzt. Die sitzenden Blätter sind schmal, bis zu 7 cm lang (Unterscheidungsmerkmal zu anderen Greiskräutern) und entweder gezähnt oder ganzrandig. Häufig findet man nach unten gerollte Blattränder. Die gelben Blütenköpfchen erscheinen von Juli bis Dezember. Die sehr zahlreichen Früchte sind mit einem Haarkranz (Pappus) versehen und werden damit vom Wind vertragen.
Auswirkungen des Klimawandels
Das Schmalblättrige Greiskraut ist in seiner Heimat Südafrika an höhere Temperaturen angepasst. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Pflanze wie zahlreiche andere invasive Arten durch den Klimawandel profitieren wird. Künftig wird mit einer größeren Ausbreitungsdynamik zu rechnen sein v.a. auch durch die milden Winter, die die Blühdauer des Krautes verlängern.
Biologie und Ökologie
Im Ursprungsland Südafrika hat diese Art ein großes Standortspektrum. Es werden offene bis beschattete, steinig bis tonige, silikat- bis kalkhaltige und trockene bis nasse Böden besiedelt. In Mitteleuropa dagegen sind bisher hauptsächlich trockene, warme, sonnige Ruderalstandorte, z.B. Verkehrsflächen (Autobahnmittelstreifen, Straßenränder) und Schienen als Habitate genannt. Ein Eindringen in Wiesen und Weiden aber auch in Weingärten (Frankreich) wird zunehmend beobachtet. Das schmalblättrige Greiskraut ist gegenüber anderen Pflanzen konkurrenzschwach. Es werden pro Pflanze 30.000 - 40.000 Samen gebildet, sodass sich rasch sehr große Bestände entwickeln können und eine große Samenbank im Boden aufgebaut wird.
Negative ökonomische Auswirkungen
Das südafrikanische Greiskraut ist für Weidetiere giftig. Das mit dieser Art verunreinigte Silofutter oder Heu darf nicht mehr verwendet werden, Ertragseinbußen sind die Folge.
Pferde und Rinder können das mit Greiskraut versetzte Futter nicht erkennen, sodass der Verzehr zum Tod führen kann (finanzielle Beeinträchtigungen für Landwirte).
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Die gesamte Pflanze ist sowohl im frischen als auch im getrockneten Zustand giftig. Sie enthält Pyrrolizidinalkaloide, die nach Einnahme Leberschäden bei Menschen und Tieren verursachen und die Fortpflanzungsfähigkeit von Männern beeinträchtigen können. Die Aufnahme dieser Stoffe kann über die Nahrungskette z.B. durch kontaminierte Milch, Honig oder verunreinigtes Heu geschehen. Für die Bienen selbst kann das Gift tödliche Auswirkungen haben und ganze Bienenvölker eliminieren.
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen:
Die Entstehung neuer Bestände verhindern und bestehende in ihrer Ausbreitung hemmen.
- Öffentlichkeitsarbeit
- Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung.
- Unbelastete nicht mit belasteten Böden mischen.
- Gründliche Reinigung benutzter Geräte, Fahrzeuge, Kleidung und Schuhwerk.
- Nach jeder Bekämpfung ist eine mehrjährige Nachkontrolle notwendig, da sich im Boden ein keimfähiger Samenvorrat (Samenbank) befindet.
Bekämpfungsmaßnahmen:
- Von einem Herbizid Einsatz wird dringend abgeraten, da die Pflanze außerordentlich resistent dagegen ist!
Einzelpflanzen und kleine Bestände
- Von Mai bis November, am besten jedoch vor der Blüte, mitsamt der Wurzel ausreißen und eine Nachkontrolle in mindestens 6-8-wöchigen Abständen durchführen.
Größere Bestände
- Tiefe Mahd alle 6 - 8 Wochen, die man mit Ausreißen (von außen nach innen) kombiniert, denn mähen alleine schwächt zwar die Pflanzen, eliminiert sie jedoch nicht.
Dominanzbestände
- Abtragen der obersten Bodenschicht (ca. 30 cm), da damit die gesamte Pflanze inkl. der Wurzel und dem Samendepot entfernt wird.
Entsorgung
- Bei Transporten von biogenem Material sind ausschließlich geschlossene Systeme zu verwenden, um einer weiteren Verbreitung entgegen zu wirken.
- Mit keimfähigen Teilen belasteter Bodenaushub ist aus fachlicher Sicht auf eine behördlich genehmigte Deponie zu verbringen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Private Flächen
Nicht blühende Pflanzen
- Hausgartenkompostierung
- Biotonne
Blühende/Fruchtende Pflanzen
- Restmüll (sehr gut verpackt)
Öffentliche Flächen
- Beauftragung durch ein befugtes Entsorgungsunternehmen.
Weitere Verwertung in einer genehmigten Kompostier- oder entsprechend genehmigten Biogasanlage.
Wissenswertes
Klinische Testungen haben ergeben, dass das schmalblättrige Greiskraut antibakterielle Eigenschaften besitzt.
Verwechslungsmöglichkeit
Diese Art kann mit anderen Greis- (oder Kreuz-) kräutern, wie z.B. dem Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea) oder dem Wasser-Greiskraut (Senecio aquatica), die alle giftig sind, verwechselt werden. Ein klares Unterscheidungsmerkmal zu den übrigen Arten dieser Familie sind die langen, schmalen und ungeteilten Blätter.
Literaturauswahl
ESSL, F. & RABITSCH, W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt, Wien, 432pp.
KOWARIK, I. (2010): Biologische Invasionen. Neophyten und Neozoen in
Mitteleuropa. - 2. Auflage, Ulmer Verlag, 492pp.
NEHRING, S., KOWARIK, I., RABITSCH, W. & ESSL, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352: 1-202. https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/skript352.pdf (S 178-179).
STORL, W-D. (2014): Wandernde Pflanzen. - AT Verlag, 2. Auflage, 320 pp.
WEBER, E. (2013): Invasive Pflanzen der Schweiz. - Haupt Verlag, 224 pp.
https://www.korina.info/
https://neobiota.bfn.de/handbuch/gefaesspflanzen/senecio-inaequidens.html