Sommerflieder, Schmetterlingsstrauch, Buddleja
(Buddleja davidii Franchet)
Einfuhr- und Einschleppungswege
Erst am Ende des 19. Jhdts. wurde Samen dieser Art nach Mitteleuropa eingeführt, zu Beginn des 20. Jhds. erfolgte die Kultivierung.
Ausbreitungswege
Handel, Garten- und Landschaftsbau, Wind, Wasser, Gartenflüchtling, mit Samen versetztes Material sowie (Boden)aushub, Fahrzeuge, unsachgemäße Entsorgung.
Erkennungsmerkmale
Der verzweigte, holzige Strauch wächst rasch und kann bis zu 3 (5) m hoch werden. Seine lanzettförmigen, gegenständigen Blätter mit gezähntem Rand sind an der Unterseite weißfilzig behaart. Die auffallend dichten, langen, rispigen, verzweigten Blütenstände tragen röhrige, weiße, lila bis violette duftende Blüten, die sich von Mai bis August öffnen. Die länglichen Kapselfrüchte enthalten geflügelte, winzige Samen. Der Strauch bildet Wurzelausläufer.
Verbreitung in Europa
Seit der Nachkriegszeit in wintermilden Gebieten Mittel- und Westeuropas in rascher Ausbreitung begriffen.
Auswirkungen des Klimawandels
Eine Förderung des Invasionsrisikos durch den Klimawandel wird angenommen.
Biologie und Ökologie
Die lichtliebende Pionierpflanze besiedelt in der Heimat instabile Hänge und Schotterlandschaften. Ihre bevorzugten Standorte in unseren Breiten sind neben Gärten, wo sie als Zierpflanze wegen der Schmetterlinge beliebt ist, offene und gestörte Lebensräume wie z.B. Verkehrswege entlang der Bahn und der Straße, kiesig-schottrige Flussufer, (industrielle) Brachen, Schotter- und Kiesgruben, Waldränder sowie Lichtungen in Wäldern. Auch Fels- und Mauerritzen werden gerne besiedelt. Mineralischer Boden wird bevorzugt, feucht-nasse Standorte werden gemieden.
Die Buddleja ist frostempfindlich, unter - 20° sterben die Pflanzen meist ab, die nördliche Verbreitung wird dadurch begrenzt. Als kurzlebiger Strauch, der bis zu 30 Jahre alt werden kann, werden bis zu 3 Millionen Samen pro Pflanze produziert, die durch den Wind über weite Strecken verbreitet werden und viele Jahre keimfähig sind. Die Samen benötigen um zu keimen offenen Boden. Die vegetative Vermehrung erfolgt über Wurzelausläufer. Die Art wächst sehr rasch und bildet dichte, hohe Bestände.
Die auch als Schmetterlingsstrauch bekannte Pflanze, die von langrüsseligen Insekten wie z.B. Bienen, Hummeln und Schmetterlingen bestäubt wird dient ihnen auch als Nahrungsquelle, da viel Nektar angeboten wird, jedoch stellt er keine Futterpflanze für Schmetterlingsraupen dar.
Auf Verletzungen und Rückschnitt reagiert die Pflanze mit kräftigen und langen Stockausschlägen.
Negative ökologische Auswirkungen
Bei Dominanzbeständen können aufgrund von Lichtmangel im Unterwuchs kaum andere Pflanzen wachsen. So wird das Aufkommen heimischer Arten, vor allem in Auen beeinträchtigt (siehe Schweiz). Eine Verbuschung naturschutzfachlich wertvoller Lebensräume wird beschleunigt.
Es besteht Konkurrenz um offenen Boden und besonnte Flächen mit heimischen Pionierarten.
Der Sommerflieder blüht gleichzeitig mit vielen andere Arten. So besteht die Gefahr, dass heimische Pflanzen, die auf bestimmte Insekten als Bestäuber angewiesen sind, durch die Konkurrenz des blühenden Strauches nicht mehr bestäubt werden und so nach und nach verschwinden.
Negative ökonomische Auswirkungen
Die Samen der Buddleja keimen auch in Mauer- und Felsritzen, sodass die Gefahr für eine Instabilität bei Schutzbauwerken und Gebäuden gegeben ist. Jungpflanzen müssen entfernt werden was z.B. im Wasserbau zu großem finanziellem und personellem Aufwand führt.
Positive ökonomische Auswirkungen
Der Strauch ist im Garten- und Landschaftsbau auf Grund seines raschen Wachstums, seiner großen, leuchtenden Blütenstände und seiner Anspruchslosigkeit sehr beliebt. Er findet im Handel großen Absatz.
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Die gesamte Pflanze ist für Mensch und Tier leicht giftig. Bisher sind keine negativen Auswirkungen bekannt.
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen:
Die Entstehung neuer Bestände verhindern und bestehende in ihrer Ausbreitung hemmen.
- Öffentlichkeitsarbeit.
- Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung.
- Behandelte Flächen, die nicht als Pionierstandorte vorgesehen sind rasch begrünen, um das Aufkommen von Keimlingen zu verhindern.
- Unbelastete nicht mit belasteten Böden mischen.
- Gründliche Reinigung benutzter Geräte, Fahrzeuge, Kleidung und Schuhwerk.
- Nach jeder Bekämpfung ist eine mehrjährige Nachkontrolle notwendig, da sich ein keimfähiger Samenvorrat (Samenbank) im Boden befindet und meist Teile der Rhizome im Boden verbleiben.
Bekämpfungsmaßnahmen:
Einzelne Pflanzen und kleine Bestände
- Bei Pflanzen in Gärten den Blütenstand vor der Fruchtbildung abschneiden, um die Samenbildung zu verhindern.
- Jungpflanzen und Sämlinge ausreißen.
- Ausgraben der Pflanze mit dem gesamten Wurzelsystem.
Dominanzbestände
- 2x pro Jahr (Ende Jul, Anfang August und Dezember bis Februar) mit dem Schlegelmäher oder der Motorsäge bodennah abfräsen, wobei der Strunk zerstört werden sollte.
Fazit: In urbanen Gebieten sollte der Schmetterlingsstrauch an der Aussamung gehindert werden, da die Samen mit dem Wind über weite Distanzen vertragen werden und bei Aufkommen in naturnahen Bereichen eine Gefahr für heimische Arten besteht.
Entsorgung
- Bei Transporten von biogenem Material sind ausschließlich geschlossene Systeme zu verwenden, um einer weiteren Verbreitung entgegen zu wirken.
- Mit keimfähigen Teilen belasteter Bodenaushub ist aus fachlicher Sicht auf eine behördlich genehmigte Deponie zu verbringen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Private Flächen
Nicht blühende Pflanzen
- Hausgartenkompostierung
- Biotonne
- Thermische Verwertung
Blühende/Fruchtende Pflanzen
- Restmüll (sehr gut verpackt)
Öffentliche Flächen
- Beauftragung durch ein befugtes Entsorgungsunternehmen.
Weitere Verwertung in einem genehmigten Kompostier- oder entsprechend genehmigtem Biomasseheizwerk.
Ausnahmen: Land- und Forstwirtschaft
Fallen invasive gebietsfremde Arten im Rahmen eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes an, dürfen sie im unmittelbaren Bereich eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes einer zulässigen Verwendung zugeführt werden.
Wissenswertes
Die Art wurde vom französischen Missionar und Naturforscher Jean- Pierre Armand David in den Gebirgswäldern Südwestchinas entdeckt, daher der Artname „davidii". Auf dem Schutt zerbombter Städte wachsend, breitete sie sich entlang von Verkehrswegen nach dem 2. Weltkrieg aus, so wie auch der Götterbaum und die Robinie.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) werden Blüten und Blütenknospen als Heilmittel verwendet.
Literaturauswahl
ESSL, F. & RABITSCH, W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt, Wien, 432pp.
GRIEBL, N. (2018): Gärtnern ohne invasive Pflanzen. Problempflanzen und ihre heimischen Alternativen. - Haupt Verlag, 256 pp.
KLEINBAUER, I. & al. (2010): Ausbreitungspotenzial ausgewählter neophytischer Gefäßpflanzen unter Klimawandel in Deutschland und Österreich. - BfN-Skripten 275: 1 - 74.
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/skript275.pdf (S 52).
KOWARIK, I. (2010): Biologische Invasionen. Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. - 2. Auflage, Ulmer Verlag, 492pp.
NEHRING, S., KOWARIK, I., RABITSCH, W. & ESSL, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352: 1-202.
STORL, W-D. (2014): Wandernde Pflanzen. - AT Verlag, 2. Auflage, 320 pp.
WEBER, E. (2013): Invasive Pflanzen der Schweiz. - Haupt Verlag, 224 pp.
https://www.infoflora.ch/de/assets/content/documents/neophyten/inva_budd_dav_d.pdf
https://www.korina.info/
https://www.oewav.at/Downloads/Neophyten
https://www.bundesforste.at/uploads/publikationen/Folder_Neophyten_130x220_Auflage2_screen.pdf
http://www.neophyt.ch/html/downloads.htm
http://www.neophyt.ch/pdf/Ausstellung_Neophyten_BOGA.pdf https://neobiota.bfn.de/handbuch/gefaesspflanzen/buddleja-davidii.html