Vielblättrige Lupine, Stauden-Lupine, Wolfsbohne
(Lupinus polyphyllus Lindl.)
Einfuhr- und Einschleppungswege
In der 1. Hälfte des 19. Jhdts. nach Europa (England) als Zier- und Nutzpflanze eingeführt.
Ausbreitungswege
Handel, Garten- und Landschaftsbau, Landwirtschaft, Imkerei, Jagd (Wildfutter), Verkehr, mit Samen und Wurzelausläufern versetzte Materialtransporte sowie (Boden)aushub, Wind, Wildtiere (Fernausbreitung), unsachgemäße Entsorgung.
Erkennungsmerkmale
Die Vielblättrige Lupine ist eine mehrjährige, bis zu 1 (1,5) m hohe Staude mit einer Pfahlwurzel. Ihr Stängel ist für gewöhnlich unverzweigt und anliegend behaart. Die Blätter sind lang gestielt, handförmig und bestehen aus 9 - 17 lanzettlichen Teilblättern. Die weißen, rosafarbenen, violetten oder blauen, schmetterlingsartigen Blüten stehen in einem traubigen, aufrechten Blütenstand. Die Pflanze blüht von Juni bis September. Die bohnenartigen Früchte sind leicht gekrümmt, behaart, 3 - 7 cm lang und bilden 4 - 12 eiförmige Samen aus.
Auswirkungen des Klimawandels
Die Vielblättrige Lupine besitzt eine sehr große Trockenheitsresistenz und auch Hitzephasen überdauert sie gut. Eine Förderung des Invasionsrisikos durch die Klimaerwärmung ist anzunehmen.
Biologie und Ökologie
Die Vielblättrige Lupine gedeiht auf mäßig feuchten, durchlässigen, kalkarmen Böden vom Tiefland bis zu einer Seehöhe von 2000 m. Sie ist eine sehr trockenresistente Pflanze. Ihre bevorzugten Lebensräume sind Böschungen, Kahlschläge, lichte Wälder, Hochstauden und Bergwiesen. Bedingt durch ihre Wurzelausläufer, die wiederum neue Pflanzen bilden, können sie rasch sehr konkurrenzfähige und dichte Bestände bilden. Jede Pflanze kann bis zu 2.000 Samen produzieren, die ihre Keimfähigkeit über mehrere Jahrzehnte, manche Autoren sprechen sogar von Jahrhunderten, beibehalten. Diese werden bei Trocknung der Früchte explosionsartig einige Meter von der Mutterpflanze weggeschleudert. Sie werden trotz ihrer Giftigkeit sehr gerne von Rehen gefressen, die sie weit entfernt wieder ausscheiden (Fernverbreitung). An den Wurzeln, finden sich Knöllchenbakterien, die in Symbiose mit der Pflanze leben und Luftstickstoff binden können. Die Vielblättrige Lupine besitzt, wie viele andere invasive Arten, allelopathische Eigenschaften Es handelt sich dabei um pflanzeneigene, chemische Stoffe, die das Wachstum anderer Pflanzen unterbinden oder behindern.
Negative ökologische Auswirkungen
Dichte Bestände monopolisieren Raum, Nährstoffe und Licht, sodass andere Arten überwachsen werden und es zu einem Rückgang der Biodiversität kommt. Der Stickstoffeintrag bewirkt eine Vegetationsveränderung, sodass seltene Arten verschwinden. Von den oft bodensauren Böschungen der Verkehrswege, auf die sie zur Stabilisierung des Bodens zahlreich angesät wurden, wandern sie gerne in Magerrasen ein. Brutgebiete von Wiesenbrütern werden eingeschränkt.
Negative ökonomische Auswirkungen
Die Bitterstoffe der Lupine führen zu einer Minderung der Heuqualität. Dichte Bestände können die Wiesenpflege erschweren.
Positive ökonomische Auswirkungen
Die Art ist eine beliebte Zierpflanze und wird im Handel angeboten. Durch ihre bis zu 1,5 m in die Erde reichenden Wurzeln festigt sie den Boden. Ihre Knöllchenbakterien reichern den Boden mit Stickstoff an, sodass magere Standorte in stickstoffreiche umgewandelt werden. Die Pflanze wird deshalb auch gerne zur Gründüngung in der Landwirtschaft verwendet.
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Die Blätter und Samen der Vielblättrigen Lupine sind giftig. Die Samen enthalten Bitterstoffe und u.a. Alkaloide, daher kann es beim Verzehr von größeren Mengen zu Vergiftungserscheinungen wie z.B. Erbrechen und Herzrhythmusstörungen kommen.
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen:
Die Entstehung neuer Bestände verhindern und bestehende in ihrer Ausbreitung hemmen.
- Öffentlichkeitsarbeit.
- Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung.
- Unbelastete nicht mit belasteten Böden mischen.
- Nach jeder Bekämpfung ist eine mehrjährige Nachkontrolle notwendig, da sich ein keimfähiger Samenvorrat (Samenbank) im Boden befindet.
- Gründliche Reinigung benutzter Geräte, Fahrzeuge, Kleidung und Schuhwerk.
Bekämpfungsmaßnahmen:
- Im Garten die Fruchtstände abschneiden, um eine Samenbildung zu verhindern.
Einzelne Pflanzen
- Ausreißen oder ausstechen und alle Rhizome entfernen.
Größere Bestände
- Mahd während der Hauptblüte und nach ca. 2 Monaten wiederholen. Diese Maßnahmen sollten 3 - 5 Jahre durchgeführt werden. Später kann die Mahd auf 1x pro Jahr reduziert werden.
Die Pflanzen treiben immer wieder aus und verlieren nur sehr langsam ihre Vitalität
Fazit: Um diese Pflanze unbedenklich bei der Gartengestaltung verwenden zu können, sollten ausschließlich sterile Sorten angepflanzt werden.
Entsorgung
- Bei Transporten von biogenem Material sind ausschließlich geschlossene Systeme zu verwenden, um einer weiteren Verbreitung entgegen zu wirken.
- Mit keimfähigen Teilen belasteter Bodenaushub ist aus fachlicher Sicht auf eine behördlich genehmigte Deponie zu verbringen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Private Flächen
Nicht blühende Pflanzen
- Hausgartenkompostierung
- Biotonne
Blühende/Fruchtende Pflanzen
- Restmüll (sehr gut verpackt)
Öffentliche Flächen
- Beauftragung durch ein befugtes Entsorgungsunternehmen.
Weitere Verwertung in einer genehmigten Kompostier- oder entsprechend genehmigten Biogasanlage.
Ausnahmen: Land- und Forstwirtschaft
Fallen invasive gebietsfremde Arten im Rahmen eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes an, dürfen sie im unmittelbaren Bereich eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes einer zulässigen Verwendung zugeführt werden.
Wissenswertes
Die Gattung Lupine umfasst ca. 300 Arten. Im Gegensatz zur Vielblättrigen Lupine enthalten die Samen anderer Lupinen Arten jedoch kaum Giftstoffe und werden oftmals als Eiweißquelle für Mensch und Tier angepflanzt.
Literaturauswahl
ESSL, F. & RABITSCH, W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt, Wien, 432pp.
GRIEBL, N. (2018): Gärtnern ohne invasive Pflanzen. Problempflanzen und ihre heimischen Alternativen. - Haupt Verlag, 256 pp.
KLEINBAUER, I. & al. (2010): Ausbreitungspotenzial ausgewählter neophytischer Gefäßpflanzen unter Klimawandel in Deutschland und Österreich. - BfN-Skripten 275: 1 - 74.
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/skript275.pdf (S 61).
KOWARIK, I. (2010): Biologische Invasionen. Neophyten und Neozoen in
Mitteleuropa. - 2. Auflage, Ulmer Verlag, 492pp.
NEHRING, S., KOWARIK, I., RABITSCH, W. & ESSL, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352: 1-202. https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/skript352.pdf (S 126-127).
STORL, W-D. (2014): Wandernde Pflanzen. - AT Verlag, 2. Auflage, 320 pp.
WEBER, E. (2013): Invasive Pflanzen der Schweiz. - Haupt Verlag, 224 pp.
http://www.neophyt.ch/html/downloads.htm
http://www.neophyt.ch/pdf/Ausstellung_Neophyten_BOGA.pdf
https://www.infoflora.ch/de/assets/content/documents/neophyten/inva_lupi_pol_d.pdf
https://www.korina.info/
https://neobiota.bfn.de/handbuch/gefaesspflanzen/lupinus-polyphyllus.html