Schlitzblättriger Sonnenhut, Schlitzblatt-Sonnenhut
(Rudbeckia laciniata L.)
Einfuhr- und Einschleppungswege
Der Schlitzblatt-Sonnenhut wurde Anfang des 17. Jhdts. als Zierpflanze nach Europa (Paris) eingeführt.
Ausbreitungswege
Handel, Garten- und Landschaftsbau, mit Samen und Rhizomen versetzte Materialtransporte sowie (Boden)aushub, Wind, Wasser, Ameisen.
Erkennungsmerkmale
Beim Schlitzblättrigen Sonnenhut handelt es sich um eine mehrjährige, winterharte Staude mit holzigem Wurzelstock, die eine Größe von 50 bis 200 cm erreichen kann. Der verzweigte Stängel kann kahl oder zerstreut behaart sein. Die im unteren Bereich gefiederten und im mittleren Bereich drei- bis fünfspaltigen Blätter sind wechselständig angeordnet. Die 40 - 50 mm langen goldgelben Zungenblüten zeigen eine kegelförmige, grünliche Mitte. Die 4-5 mm langen Früchte sind 4-kantig.
Auswirkungen des Klimawandels
Eine Förderung des Invasionsrisikos durch den Klimawandel wird angenommen.
Biologie und Ökologie
Zu den bevorzugten Lebensräumen des Schlitzblatt-Sonnenhutes zählen Bach- und Flussufer, Feuchtwiesen, Auwälder, feuchte Waldränder, Schuttplätze und Böschungen. Für ein optimales Wachstum benötigt die Art feuchte bis wechselnasse und nährstoffreiche Böden. Die Vermehrung erfolgt über Samen (bis zu 6.000 pro Pflanze) und Rhizome. In den Rhizomen werden Nährstoffe gespeichert, die der ausdauernden Art unter Umständen einen Konkurrenzvorteil verschaffen können.
Negative ökologische Auswirkungen
Diese konkurrenzstarke Art bildet vor allem entlang von Bach- und Flussufern Dominanzbestände aus. Dies führt zur Verdrängung anderer Arten (Veränderung der Vegetationsstruktur) und folglich zu einer Verarmung der heimischen Flora und Fauna.
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen:
Die Entstehung neuer Bestände verhindern und bestehende in ihrer Ausbreitung hemmen.
- Öffentlichkeitsarbeit
- Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung
- Vermeidung offener Böden
- Gründliche Reinigung benutzter Geräte, Fahrzeuge, Kleidung und Schuhe.
- Begrünung von Aushub- und Humuszwischenlagern (Verhinderung einer Besiedlung!).
- Bei Transporten von biogenem Material sind ausschließlich geschlossene Systeme zu verwenden (Verbreitungsgefahr!).
- Nach jeder Bekämpfung ist eine mehrjährige Nachkontrolle notwendig (keimfähige Samen im Boden!).
Bekämpfungsmaßnahmen
Kleine Bestände:
- Abschneiden der Fruchtstände vor der Samenausreifung.
Dominanzbestände:
- Vor Beginn der Fruchtausbildung 3 - 5 x Mahd/Jahr knapp über dem Boden; Intervall ca. alle 2-3 Wochen.
- Standortgerechte Begrünung nach Durchführung von Bekämpfungsmaßnahmen.
Entsorgung
- Bei Transporten von biogenem Material sind ausschließlich geschlossene Systeme zu verwenden, um einer weiteren Verbreitung entgegen zu wirken.
- Mit keimfähigen Teilen belasteter Bodenaushub ist aus fachlicher Sicht auf eine behördlich genehmigte Deponie zu verbringen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Private Flächen
Nicht blühende Pflanzen
- Hausgartenkompostierung
- Biotonne
Blühende/Fruchtende Pflanzen
- Restmüll (sehr gut verpackt)
Öffentliche Flächen
- Beauftragung durch ein befugtes Entsorgungsunternehmen.
Weitere Verwertung in einer genehmigten Kompostier- oder entsprechend genehmigten Biogasanlage.
Ausnahmen: Land- und Forstwirtschaft
Fallen invasive gebietsfremde Arten im Rahmen eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes an, dürfen sie im unmittelbaren Bereich eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes einer zulässigen Verwendung zugeführt werden.
Wissenswertes
Die amerikanischen Ureinwohner verwendeten die jungen Blätter und Triebe als Gemüse, das zuerst gekocht und dann in Fett gebraten wurde. Die Pflanze wurde von ihnen auch als Heilmittel eingesetzt. Aus den Blüten wurden Kompressen hergestellt, die man auf Blasen und Verbrennungen auftrug. Ein heilender Tee aus den Wurzeln des Sonnenhuts kam bei Magenverstimmung und Blähungen zum Einsatz. Beine und Brust von Pferden wurden mit dem Tee eingerieben, der sie stärken sollte.
Verwechslungsmöglichkeit
Diese Art kann mit dem ähnlich aussehenden, ebenfalls aus Nordamerika stammenden, Rauen Sonnenhut (Rudbeckia hirta) verwechselt werden. Im Vergleich zum Schlitzblättrigen Sonnenhut, weist der Raue Sonnenhut jedoch einen kleineren Wuchs und ungeteilte Blätter auf. Zudem ist er, wie der Name bereits andeutet, rauhaarig. Eine Verwechslung könnte auch mit Topinambur (Helianthus tuberosus) erfolgen. Im Gegensatz zum Schlitzblättrigen Sonnenhut weist die Blüte des Topinamburs jedoch keine kegelförmige, grünliche Mitte auf.
Literaturauswahl
ESSL, F. & RABITSCH, W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt, Wien, 432pp.
GRIEBL, N. (2018): Gärtnern ohne invasive Pflanzen. Problempflanzen und ihre heimischen Alternativen. - Haupt Verlag, 256 pp.
NEHRING, S., KOWARIK, I., RABITSCH, W. & ESSL, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wildlebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352: 1-202.
STORL, W-D. (2014): Wandernde Pflanzen. - AT Verlag, 2. Auflage, 320 pp.
WEBER, E. (2013): Invasive Pflanzen der Schweiz. - Haupt Verlag, 224 pp.
Artensteckbriefe.de (2020): Rudbeckia laciniata L./Schlitzblättriger Sonnenhut (Sachsen). - Internetseite: https://www.artensteckbrief.de/?ID_Art=3235&BL=20012 https://www.bundesforste.at/uploads/publikationen/Folder_Neophyten_130x220_Auflage2_screen.pdf