Drüsiges Springkraut, Indisches Springkraut, Himalajabalsam
(Impatiens glandulifera Royle)
Einfuhr- und Einschleppungswege
Die Art wurde in der 1. Hälfte des 19. Jhdts. absichtlich als Zierpflanze und später auch als Bienenweide nach Europa eingeführt.
Ausbreitungswege
Fließgewässer, Imkerei, mit Samen versetztes Material, Materialtransporte sowie (Boden)aushub, benutzte Geräte, Kraftfahrzeuge, unsachgemäße Entsorgung, Gartenflüchtling.
Erkennungsmerkmale
Das Drüsige Springkraut ist eine krautige, einjährige, bis zu 3 m hohe Pflanze, die nur flach in der Erde wurzelt. Der dicke, kahle, meist unverzweigte Stängel ist knotig untergliedert und hin und wieder auch rot überlaufen. An diesen Knoten (Nodien) kann die Pflanze bei Bodenkontakt Wurzeln bilden und erneut austreiben. Die Blätter sind schmal lanzettlich bis eilanzettlich und gegenständig am Stängel angeordnet. Die auffälligen weißen, roten bis violetten Blüten tragen einen dicken, gekrümmten Sporn und erscheinen, je nach Höhenlage, von Mitte Juni bis zum ersten Frost. Die keulenförmigen Kapselfrüchte entlassen bei Berührung und abgeschlossener Reife ihre Samen explosionsartig.
Auswirkungen des Klimawandels
Rückläufige Habitat Eignung bei Klimawandel, da die Pflanze bevorzugt an kühlen und feuchten Standorten wächst. Steigende Temperaturen und vermehrte Trockenheit wirken nachteilig, milde Winter hingegen förderlich für die weitere Ausbreitung; ein Ansteigen der Höhenvorkommen ist aktuell zu beobachten.
Biologie und Ökologie
Als Lebensräume sind Bachränder, Auwälder, Waldlichtungen, und Hochstaudenfluren anzuführen. Das Drüsige Springkraut kommt jedoch sehr häufig auch in stark anthropogen veränderten Bereichen wie z.B. Straßengräben, Siedlungen, Ackerrändern und Waldwegen vor. Es handelt sich um die größte in Mitteleuropa wachsende einjährige Wildpflanze, und auch die Art und Weise der Samenverbreitung ist ein in der heimischen Flora seltener Mechanismus. Die zahlreichen Samen (bis zu 4.000 pro Pflanze) werden dabei aktiv aus den Früchten geschleudert, wenn diese reif sind und eine mechanische Berührung erfahren. Sie werden dabei mehrere Meter wegkatapultiert. Ihre Keimfähigkeit beträgt einige Jahre, ihre Schwimmfähigkeit einige Tage. Die Keimlinge sind im Frühjahr an ihren breit ovalen Blättern erkennbar, die in ihrer Mitte eine leichte Einkerbung aufweisen. Gelegentlich kann es bei der Art auch zu vegetativer Vermehrung kommen, vor allem, wenn die Stängel direkten Bodenkontakt haben.
Negative ökologische Auswirkungen
In Konkurrenz um Nährstoffe, Wasser und Licht ist diese Art durch rasches Wachstum und Aufbau großer Populationen Gewinner gegenüber standorttypischen Pflanzen und Tieren, die sie verdrängt. Die hohe Streumenge, die nach Absterben der Pflanze anfällt, wirkt sich im darauffolgenden Jahr hemmend auf die Keimung heimischer Arten aus. Dies stellt z.B. bei der natürlichen Verjüngung von Gehölzen in Auwäldern ein Problem dar. Zudem wirkt sich die Art negativ auf Ökosysteme aus, da es zu Veränderungen von Nahrungsbeziehungen und Vegetationsstrukturen kommen kann.
Negative ökonomische Auswirkungen
Anstieg von Ufererosionen (unbefestigte Ufer nach Absterben der Pflanzen) und Beeinträchtigung der natürlichen Waldverjüngung. Aus dem erhöhten Pflegebedarf resultiert ein personeller und finanzieller Mehraufwand.
Positive ökonomische Auswirkungen
Das Drüsige Springkraut, wird als Zierpflanze und als Bienenweide (reiches Nektarangebot) angepflanzt. Seit der EU-Listung ist jedoch jeglicher Handel sowie jegliche Freisetzung in die Natur verboten!
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Die Pflanze ist leicht giftig. Der Verzehr ihrer Blätter im rohen Zustand kann Brechreiz auslösen. Das Berühren kann bei empfindlichen Personen Hautrötungen hervorrufen.
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen
Die vollständige Beseitigung der weit verbreiteten Art in Österreich ist nicht mehr möglich. Eine lokale Eindämmung oder Beseitigung isolierter Populationen in Schutzgebieten ist machbar. Bestandsreduktionen dienen vorsorglich der Vermeidung der weiteren Ausbreitung.
- Öffentlichkeitsarbeit.
- Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung.
- Vermeidung offener Böden.
- Unbelastete nicht mit belasteten Böden mischen.
- Gründliche Reinigung benutzter Geräte, Fahrzeuge, Kleidung und Schuhwerk.
- Die Pflanzen müssen nach erfolgter Maßnahme von der Fläche gebracht werden. Verbleibende Pflanzen können an den Knoten (Nodien) der Stängel Wurzeln bilden, bedingt durch Wärme und Feuchtigkeit, einwachsen und wieder austreiben.
- Nach jeder Bekämpfung ist eine mehrjährige Nachkontrolle notwendig, da ein keimfähiger Samenvorrat (Samenbank) im Boden vorhanden ist.
Bekämpfungsmaßnahmen:
Einzelpflanzen und kleine Bestände:
- Ausreißen
Dominanzbestände:
- Mahd 1 - 2x pro Jahr, tief unterhalb des 1. Knotens, mindestens 2 Jahre in Folge.
- Die Beweidung mit Rindern führte in Deutschland lokal zum Rückgang innerhalb der Koppeln. Der Einsatz von Schafen oder Ziegen verursacht geringe Trittschäden.
- Begrünung von Aushub- und Humuszwischenlagern, um eine Besiedlung mit dem Drüsigen Springkraut zu verhindern.
Wichtig:
- Entlang von Gewässern Bekämpfung immer in Fließrichtung durchführen, soweit möglich, am Oberlauf beginnen!
- Größere Bestände von außen nach innen bekämpfen.
- Bekämpfungsmaßnahmen vor der Blüte und vor der Samenbildung ausführen.
- Trocknung der beseitigten Pflanzen vor Ort auf einer Unterlage! Jeglichen Bodenkontakt vermeiden (Gefahr neuer Austriebe!).
Entsorgung
- Bei Transporten von biogenem Material sind ausschließlich geschlossene Systeme zu verwenden, um einer weiteren Verbreitung entgegen zu wirken.
- Mit keimfähigen Teilen belasteter Bodenaushub ist aus fachlicher Sicht auf eine behördlich genehmigte Deponie zu verbringen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Private Flächen
Nicht blühende Pflanzen
- Hausgartenkompostierung
- Biotonne
Blühende/Fruchtende Pflanzen
- Restmüll (sehr gut verpackt)
Öffentliche Flächen
- Beauftragung durch ein befugtes Entsorgungsunternehmen.
Weitere Verwertung in einer genehmigten Kompostier- oder entsprechend genehmigten Biogasanlage.
Ausnahmen: Land- und Forstwirtschaft
Fallen invasive gebietsfremde Arten im Rahmen eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes an, dürfen sie im unmittelbaren Bereich eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes einer zulässigen Verwendung zugeführt werden.
Wissenswertes
Die Art wird wegen der schönen Blüten, deren Farben sehr variabel sind, auch als „Orchidee des armen Mannes" bezeichnet. Sie war früher eine beliebte Gartenpflanze, die jedoch bald alle übrigen Pflanzen überwucherte, sodass sie entfernt und oftmals unsachgemäß in die Natur entsorgt wurde. Dort erfolgte über Samen und erneutes Anwurzeln aus den Knoten ihre weitere Verbreitung.
Die Blätter enthalten nadelförmige Kristalle (Raphiden), die die Pflanze vor Schneckenfraß schützen. Die roten Drüsen an den Blättern (Name) scheiden Nektar aus der Ameisen anlockt, die das Drüsige Springkraut ebenfalls gegen Schädlinge verteidigen. Die Art findet heutzutage ihre Anwendung in der Homöopathie (Bach-Blüten). Die Impatiens-Blütenessenz war eine der ersten 38 Bach-Blüten-Essenzen, die Edward Bach (Begründer der Bach-Blütentherapie) entdeckte.
Auch in der Küche findet die Pflanze Verwendung. Aus den Blüten kann man Gelee herstellen, die nussig schmeckenden Früchte können im unreifen und reifen Zustand genossen werden.
Rezepte:
https://www.smarticular.net/himalaya-springkraut-essbar-einfache-rezepte/ https://www.mitliebegemacht.at/pink-gelee-springkraut/
Verwechslungsmöglichkeit
Diese besteht mit dem heimischen Großen oder Echten Springkraut (Impatiens noli-tangere) und dem neophytischen Kleinen Springkraut (Impatiens parviflora). Beide blühen jedoch gelb. Die Keimlinge könnten mit Keimlingen der Hainbuche verwechselt werden.
Literaturauswahl
ESSL, F. & RABITSCH, W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt, Wien, 432pp.
KLEINBAUER, I. & al. (2010): Ausbreitungspotenzial ausgewählter neophytischer Gefäßpflanzen unter Klimawandel in Deutschland und Österreich. - BfN-Skripten 275: 1 - 74.
KOWARIK, I. (2010): Biologische Invasionen. Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. - 2. Auflage, Ulmer Verlag, 492pp.
NEHRING, S., KOWARIK, I., RABITSCH, W. & ESSL, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352: 1-202.
STORL, W-D. (2014): Wandernde Pflanzen. - AT Verlag, 2. Auflage, 320 pp.
WEBER, E. (2013): Invasive Pflanzen der Schweiz. - Haupt Verlag, 224 pp.
https://www.korina.info/
https://www.infoflora.ch/de/assets/content/documents/neophyten/inva_impa_gla_d.pdf
https://www.oewav.at/Downloads/Neophyten
https://www.neobiota-austria.at/fileadmin/inhalte/neobiota/pdf/OBB-