Gewöhnliche Seidenpflanze, Syrische Seidenpflanze, Papageienpflanze
(Asclepias syriaca L.)
Einfuhr- und Einschleppungswege
Anfang des 17. Jhdts. wurde die Gewöhnliche Seidenpflanze als Zier- und Heilpflanze nach Europa gebracht.
Ausbreitungswege
Handel, Materialtransporte sowie (Boden)aushub, Fahrzeuge, unsachgemäße Entsorgung, Gartenflüchtling, Wasser, Wind.
Erkennungsmerkmale
Bei dieser Art handelt es sich um eine bis zu 2 m hohe Staude, die einen am Grund verholzten, behaarten Stängel besitzt. Sie ist mit einer Pfahlwurzel in der Erde verankert und bildet Wurzelausläufer (Rhizome) aus. Die gegenständig angeordneten, breit lanzettlichen Blätter sind relativ derb, ganzrandig, unterseits dicht flaumig behaart und ca. 10-20 cm lang. Die langgestielten, von Juli bis August erscheinenden, nach Honig duftenden Blüten sind braunrot bis trübrosa gefärbt und bilden eine vielblütige Dolde. Die eigentlichen Kronblätter sind zurückgeschlagen und tragen heller gefärbte Nebenkronblätter.
Die grünen, weichdornigen, papageienähnlichen Früchte (10-15 cm lang, bis zu 3 cm breit) sind hornförmig gebogen und beinhalten bis zu 200 Samen pro Frucht. Diese sind mit langen, silbrig glänzenden Seidenhaaren, die als Flugorgane dienen, versehen. Die Pflanze enthält einen Milchsaft, der für die Gattung charakteristisch ist und bei Verletzungen austritt.
Status in Österreich
In allen Bundesländern etabliert mit Ausnahme von Vorarlberg. Die Etablierung in Tirol ist fragwürdig.
Auswirkungen des Klimawandels
Diese Art ist wärme- und trockenheitsliebend, die vermutlich aufgrund des Klimawandels (verlängerte Vegetationszeit, Temperaturanstieg, vermehrte Trockenperioden) einen Vorteil gewinnen wird. Es ist anzunehmen, dass das Invasionsrisiko der Art durch den Klimawandel gefördert wird.
Biologie und Ökologie
Es werden offene Lebensräume wie z.B. Verkehrswege und ruderale Böschungen, Weg- und Ackerränder, Brachen, Äcker sowie Sand- und Trockenrasen besiedelt. Aufgrund der großen, festen Blätter, kann die Pflanze auch Hitze und Trockenheit tolerieren. Die oberirdischen Teile vertrocknen im Winter, die unterirdischen überdauern jahrelang im Erdreich. Die Betäubung erfolgt auf interessante Weise: Bei der Nektarentnahme geraten Insekten mit ihren Beinen in das Innere der Blüte, das wie eine Klemmfalle fungiert. Die Bestäuber haken sich fest und bei ihrer Befreiung werden ihnen klebrige Pollenpakete (Pollinien) angeheftet, die dann zur nächsten Blüte transportiert werden. Die Öffnung der großen Früchte erfolgt beim Austrocknen, dabei werden zahlreiche Samen entlassen.
Negative ökologische Auswirkungen
Die Gewöhnliche Seidenpflanze besitzt, durch rasche Bildung von dichten Beständen, ein starkes Verdrängungspotenzial gegenüber anderen Arten. Dies ist vor allem dann gegeben, wenn die Art in ökologisch wertvolle Habitate (z.B. Halbtrocken- oder Trockenrasen) eindringt. Außerdem sind negative Auswirkungen auf einzelne Bodenarthropoden (Spinnen, Tausendfüßer) belegt.
Negative ökonomische Auswirkungen
Durch Ertragsverluste (Agrarflächen, Wein- und Obstbau) können negative Auswirkungen in der Landwirtschaft entstehen, die zusätzlich mit Bekämpfungskosten durch Einsatz von Herbiziden verbunden sein können. Eine Beeinträchtigung von Nutztieren (Rinder, Schafe, Pferde) ist aufgrund der Giftigkeit möglich.
Positive ökonomische Auswirkungen
Verwendung der Pflanze im Gartenbau, in der Imkerei, als Faserpflanze, für die Gewinnung von Kautschuk und als Heilpflanze. Seit sich die Art auf der EU-Liste befindet, ist jedoch jeglicher Handel, Tausch sowie Freisetzung in die Natur untersagt!
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Der Milchsaft der Pflanze ist für den menschlichen Organismus und für viele Tiere giftig. Zudem kann er allergische Reaktionen und Kontaktdermatitis auslösen.
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen:
Die vollständige Beseitigung kleinerer, isolierter Bestände durch mechanische Entnahme ist möglich und insbesondere in Schutzgebieten sowie ökologisch hochwertigen Flächen angebracht. Größere Bestände sind nur über längere Zeiträume und mit hohem Aufwand zu bekämpfen. Bestandsreduktionen dienen vorsorglich der Vermeidung der weiteren Ausbreitung.
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Öffentlichkeitsarbeit.
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Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung.
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Vermeidung offener Böden.
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Unbelastete nicht mit belasteten Böden mischen.
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Gründliche Reinigung benutzter Geräte, Fahrzeuge, Kleidung und Schuhwerk.
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Nach jeder Bekämpfung ist eine mehrjährige Nachkontrolle notwendig, da sich ein keimfähiger Samenvorrat (Samenbank) im Boden befindet und meist Teile der Rhizome im Boden verbleiben.
Bekämpfungsmaßnahmen:
Einzelpflanzen und kleine Bestände
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Ausgraben, ausreißen. Es muss der gesamte Wurzelstock entfernt werden, da die Pflanze über die Wurzelausläufer immer wieder austreiben kann.
Dominanzbestände
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Mahd mehrmalig, die Bestände werden dadurch jedoch nur dezimiert nicht eliminiert.
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Pflügen im Winter exponiert Wurzelteile, die dadurch abfrieren können.
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Maschinelle Entstockung vor der Fruchtreife über mehrere Jahre.
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Chemische Bekämpfung.
Davon wird aufgrund der möglichen Nebenwirkungen dringend abgeraten, da die Seidenpflanze für Bienenarten als Nektarquelle sehr attraktiv ist. -
Die Seidenpflanze kommt häufig in und am Rand von Ackerflächen vor. Regelmäßiger Fruchtwechsel über mehrere Jahre kann langfristig dazu beitragen den Samennachschub in das Umland zu verhindern.
Entsorgung
- Bei Transporten von biogenem Material sind ausschließlich geschlossene Systeme zu verwenden, um einer weiteren Verbreitung entgegen zu wirken.
- Mit keimfähigen Teilen belasteter Bodenaushub ist aus fachlicher Sicht auf eine behördlich genehmigte Deponie zu verbringen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Private Flächen
Nicht blühende Pflanzen
- Hausgartenkompostierung
- Biotonne
- Thermische Verwertung
Blühende/Fruchtende Pflanzen
- Restmüll (sehr gut verpackt)
Öffentliche Flächen
- Beauftragung durch ein befugtes Entsorgungsunternehmen. Weitere Verwertung in einem genehmigten Kompostier- oder entsprechend genehmigtem Biomasseheizwerk.
Ausnahmen: Land- und Forstwirtschaft
Fallen invasive gebietsfremde Arten im Rahmen eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes an, dürfen sie im unmittelbaren Bereich eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes einer zulässigen Verwendung zugeführt werden.
Wissenswertes
Die Seidenpflanze spielte eine große Rolle in der Volksmedizin, was an dem Gattungsnamen (Asclepias) zu erkennen ist, der sich auf „Asclepios", den griechischen Gott für Heilkunst bezieht. Sie ist bei den Imkern als Trachtpflanze sehr beliebt. In Europa gab es auch Versuche die Art als Faser- und Kautschukpflanze zu etablieren, denn aus den Stängeln werden hochwertige Fasern gewonnen.
Literaturauswahl
ESSL, F. & RABITSCH, W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt, Wien, 432pp.
GRIEBL, N. (2018): Gärtnern ohne invasive Pflanzen. Problempflanzen und ihre heimischen Alternativen. - Haupt Verlag, 256 pp.
KLEINBAUER, I. & al. (2010): Ausbreitungspotenzial ausgewählter neophytischer Gefäßpflanzen unter Klimawandel in Deutschland und Österreich. - BfN-Skripten 275: 1 - 74.
NEHRING, S., KOWARIK, I., RABITSCH, W. & ESSL, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352: 1-202.
WEBER, E. (2013): Invasive Pflanzen der Schweiz. - Haupt Verlag, 224 pp.
https://www.neobiota-austria.at/asclepias-syriaca https://www.infoflora.ch/de/assets/content/documents/neophyten/inva_ascl_syr_d.pdf https://www.korina.info/
https://www.oewav.at/Downloads/Neophyten https://www.bundesforste.at/uploads/publikationen/Folder_Neophyten_130x220_Auflage2_screen.pdf