Brasilianisches Tausendblatt, Papageienfeder
(Myriophyllum aquaticum (Vell.) Verdc.)
Einfuhr- und Einschleppungswege
Das Brasilianische Tausendblatt wurde gegen Ende des 19. Jhdts. in Europa als Zierpflanze im Gartenbau und im Tierhandel (Aquaristik) eingeführt.
Ausbreitungswege
(Un)absichtliches Ausbringen in die freie Natur durch „Entsorgung" von Zierfischen, Aquarienpflanzen bzw. Aquarienzubehör sind möglich. Die eigenständige Ausbreitung der Art kann durch vegetative Pflanzenteile und Wasserströmungen, über Angelmaterialien, Wassersport- und Tauchausrüstung, Boote oder Wasservögel über große Distanzen erfolgen.
Erkennungsmerkmale
Das Brasilianische Tausendblatt ist eine ausdauernde, immergrüne Wasserpflanze mit mehreren meterlangen Stängeln, deren Blätter wirtelig angeordnet sind. Die untergetauchten 25 - 30 Fiederblättchen sind ca. 4 cm lang, die über das Wasser ragenden 24 bis 36 Fiederblättchen haben eine Länge von ca. 3 cm. Die Art ist zweihäusig, das heißt es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die weißen Blüten, ohne Kronblätter, sitzen einzeln in den Blattachseln der Lufttriebe. Die Blühdauer reicht von Juli bis September. Möglicherweise wurde die Art aufgrund der schwierigen Bestimmung wiederholt mit anderen Arten verwechselt.
Status in Österreich
Das Brasilianische Tausendblatt ist in Österreich seit 1988 von einem Thermalbach in Kärnten bekannt, wo die Pflanze als lokal etabliert gilt. Die aktuelle Ausdehnung ist auf einen rund 200 m langen Abschnitt begrenzt.
Auswirkungen des Klimawandels
Es wird angenommen, dass ein durch den Klimawandel einhergehender Temperaturanstieg von Gewässerökosystemen eine weitere Ausbreitung dieser Art begünstigt.
Biologie und Ökologie
Der bevorzugte Lebensraum vom Brasilianischen Tausendblatt sind stehende und langsam fließende, mäßig nährstoffreiche bis nährstoffreiche Gewässer und angrenzende Feuchtgebiete. Die Art kann dichte Bestände ausbilden. In Europa fand man bisher überwiegend weibliche Pflanzen. Die Vermehrung erfolgt vegetativ durch Sprossteile und Blätter.
Negative ökologische Auswirkungen
Bei der Bildung von dominanten Massenbeständen besteht Konkurrenz um Ressourcen mit heimischen Wasserpflanzen. Durch die Beschattung werden Ökosystem-Prozesse verändert (Photosynthese, Nahrungsnetze) und es kann zur Sauerstoffzehrung im Gewässer kommen. Ihr dichter Bewuchs kann die Wasserqualität beeinträchtigen.
Negative ökonomische Auswirkungen
Bei der Bildung von dominanten Massenbeständen können Beeinträchtigungen der Schiff- und Bootsfahrt an Gewässern sowie der Erholungsnutzung (Segeln, Rudern, Angeln, Schwimmen) auftreten. Die Sauerstoffzehrung kann zu Fischsterben führen.
Positive ökonomische Auswirkungen
Die Art ist eine beliebte Aquarien- und Gartenteichpflanze. Seit ihrer EU-Listung, ist jedoch jeglicher Handel untersagt!
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen:
Die Art ist in Österreich derzeit nur lokal verbreitet. Die vollständige Beseitigung der Population erscheint durch die Kombination von Maßnahmen möglich. Die Bestandsreduktion dient zudem vorsorglich der Vermeidung der weiteren Ausbreitung, auch in bisher nicht besiedelte Bundesländer. Die Arten der Gattung sind oft schwierig zu unterscheiden; es gibt in Österreich auch heimische Myriophyllum-Arten. Sowohl bei Kontrollen im Handel als auch vor der Durchführung von Managementmaßnahmen ist eine Verifikation der korrekten Bestimmung durch Experten (gegebenenfalls durch molekulare Methoden) erforderlich (Newman & Duenas 2017).
- Öffentlichkeitsarbeit. Als Vorbild für die Öffentlichkeit kann die Aktion „Check-Clean-Dry" (GB Non-Native Species Secretariat 2017) dienen.
- Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung.
- Gründliche Reinigung benutzter Geräte, Fahrzeuge, Kleidung und Schuhwerk.
- Nach jeder Bekämpfung ist eine mehrjährige Nachkontrolle notwendig, um eventuell noch vorhandene Sprossteile zu entfernen.
Mechanische Entnahme
Der Einsatz von Mähbooten oder Baggern in größeren Gewässern wird kontrovers diskutiert. Die Bestände können dadurch meist nicht vollständig entfernt, aber deutlich reduziert werden. Um eine weitere Ausbreitung durch abgerissene Pflanzenteile während der Entnahme zu verhindern, wird der Einsatz von Sicherheitsnetzen oder vergleichbaren Einrichtungen empfohlen. Eine sorgfältige und möglichst wasserferne Entsorgung der Pflanzenreste ist notwendig. Bei kleineren Gewässern bzw. lokalen Beständen, z.B. auch in Gartenteichen, ist das händische Entfernen der Pflanzen durch Ausreißen oder lokal begrenztes Ausbaggern möglich, gegebenenfalls muss die Maßnahme über mehrere Jahre wiederholt werden (Schmiedel et al. 2015). Die Durchführung der Maßnahmen außerhalb der Vegetationsperiode wird empfohlen (Newman & Duenas 2017).
Hydro-Venturi-Verfahren
Bei dieser Methode werden die Pflanzen samt Wurzelwerk aus dem Sediment gespült und das auftreibende Pflanzenmaterial abgesammelt. Die Methode ist nur bei flachen (bis ca. 1,5 m) und entsprechend zugänglichen Gewässern anwendbar. Der Einsatz an Standorten in Deutschland und in den Niederlanden (gegen M. heterophyllum) erbrachte gute Ergebnisse, in einem größeren Gewässer in Deutschland war die Methode weniger effizient (Newman & Duenas 2017).
Beschattung
Schattenspendende Bäume und Gebüsche entlang der Gewässerabschnitte zeigen Wirkung.
Ablassen von Gewässern
Nach der Trockenlegung des Gewässers können die Pflanzen entfernt werden. Das Sediment sollte völlig austrocknen (oder im Winter durchfrieren), da die Wurzeln im feuchten Boden überdauern können. Das Trockenlegen von Gewässern hat große Auswirkungen auf Nicht-Zielarten. Diese Maßnahme ist nur in besonders begründeten Einzelfällen nach sorgfältiger Abklärung durch eine Fachkraft und bei Vorliegen der erforderlichen behördlichen Bewilligungen vertretbar.
Chemische Bekämpfung
Der Einsatz von Herbiziden in der Nähe von Gewässern verboten (Gewässerschutzbestimmungen!).
Entsorgung
- Eine sorgfältige und möglichst wasserferne Entsorgung der Pflanzenreste ist notwendig.
- Für Transporte des biogenen Materials sind geschlossene Systeme zu verwenden, um eine weitere Verbreitung zu unterbinden.
- Die Entsorgung des Pflanzenmaterials ist gemäß geltenden Bestimmungen durchzuführen.
- Die Nutzung des Materials zur Kompostierung oder Biogasproduktion ist unter Berücksichtigung von Auflagen (z.B. Sterilisieren des Komposts vor Ausbringung) zu bevorzugen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Wissenswertes
Diese Art ist nicht nur bei Aquaristikern sondern auch bei Gartenteichbesitzern beliebt, da die leuchtend grünen Pflanzenstängel die Flachwasserzone optisch bereichern. Die oberhalb der Wasseroberfläche angeordneten Blätter sind wasserabweisend. Der Name „Papageienfeder" bezieht sich auf die die fein gefächerten, in dichten Quirlen angeordneten Blätter.
Verwechslungsmöglichkeit
Verwechslungsgefahr besteht mit dem einheimischen Ährigem Tausenblatt (Myriophyllum spicatum) und dem gebietsfremden invasiven Verschiedenblättriges Tausendblatt (Myriophyllum heterophyllum).
Literaturauswahl
ESSL, F. & RABITSCH, W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt, Wien, 432pp.
GB Non-Native SPECIES SECRETARIAT (2017): Help stop the spread of invasive plants and animals in British waters.
http://www.nonnativespecies.org/checkcleandry/
NEHRING, S., KOWARIK, I., RABITSCH, W. & ESSL, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352: 1-202.
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/skript352.pdf (S 140-141).
Newman, J. & Duenas, M.A. (2017): Information on measures and related costs in relation to species included on the Union list:
Myriophyllum heterophyllum. Technical note prepared by IUCN for the European Commission: 18 S. https://circabc.europa.eu/sd/a/849981fd-7b48-4d83-9ebf-42680db51bd5/TSSR-2016003%20Myriophyllum%20heterophyllum.pdf
Schmiedel, D. et al. (2015): Naturschutzfachliche Managementempfehlungen. Myriophyllum heterophyllum - Verschiedenblättriges
Tausendblatt. In: BfN (Hrsg.) Management-Handbuch zum Umgang mit gebietsfremden Arten in Deutschland. Band 1: Pilze,
Niedere Pflanzen und Gefäßpflanzen. Naturschutz und Biologische Vielfalt 141(1): 491-496.
https://www.neobiota-austria.at/myriophyllum-aquaticum
https://www.korina.info/
https://www.oewav.at/Downloads/Neophyten