Karolina-Haarnixe, Grüne Cabomba
(Cabomba caroliniana A. Gray)
Familie und Herkunft
Haarnixengewächse (Cabombaceae), Subtropisches, südöstliches Südamerika und Ostküste der U.S.A.
Einfuhr- und Einschleppungswege
Die Einfuhr erfolgte in Europa als Zierpflanze im Gartenbau und im Tierhandel (Aquaristik).
Ausbreitungswege
(Un)absichtliches Ausbringen in die freie Natur durch „Entsorgung" von Zierfischen, Aquarienpflanzen bzw. Aquarienzubehör. Die eigenständige Ausbreitung der Art kann durch Rhizom- und Sprossbruchstücke und Wasserströmungen, über Angelmaterialien, Wassersport- und Tauchausrüstung, Boote oder Wasservögel über große Distanzen erfolgen.
Erkennungsmerkmale
Die Karolina-Haarnixe ist eine ausdauernde, hauptsächlich unter Wasser lebende Pflanze, die nur gelegentlich zur Blütezeit schildförmige, ganzrandige Schwimmblätter ausbildet. Sie ist im Gewässerboden verwurzelt, die verzweigten Sprosse werden mehrere Meter lang und tragen über die gesamte Länge kleine, dicht wirtelig angeordnete, fächerförmig zerteilte Blätter. Die Blattabschnitte sind mehrfach gegabelt, jedes Blatt weist bis zu 200 Segmente auf. Der Wasserkörper flacherer Gewässer wird mehr oder weniger raumerfüllend eingenommen. Die kleinen (bis zu 1,5 cm im Durchmesser) blass- bis hellgelben Blüten werden über die Wasseroberfläche gehoben und von Insekten bestäubt. Die Pflanze blüht im Sommer und Herbst.
Status in Österreich
In Österreich konnte sich der Bestand in der Lobau in Wien nur kurzzeitig halten und das Vorkommen in Kärnten im Abfluss des Warmbades Villach konnte in den letzten Jahren nicht mehr bestätigt werden. In Niederösterreich soll die Art unbeständig auftreten.
Verbreitung in Europa
Zerstreut aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Großbritannien, Schweden, Ungarn, Deutschland und Griechenland(?) bekannt.
Auswirkungen des Klimawandels
Unter günstigen Bedingungen kann sich die Art vegetativ rasch vermehren und ausbreiten. Die Überwinterung als vitale Pflanze unter einer Eisdecke belegt, dass die Art in der Lage ist, auch in gemäßigten Breiten kalte Winter in natürlichen Gewässern unbeschädigt zu überdauern. Es ist daher anzunehmen, dass ein durch den Klimawandel einhergehender Temperaturanstieg, eine weitere Ausbreitung dieser Art begünstigt.
Biologie und Ökologie
Die Karolina-Haarnixe besiedelt bevorzugt stehende und langsam fließende Gewässer über Untergrund, der v.a. mit organischem Material angereichert ist, wie z.B. Teiche, Seen sowie auch Gräben und Fließgewässer.
Negative ökologische Auswirkungen
Bei der Bildung von dominanten Massenbeständen besteht Konkurrenz um Ressourcen mit heimischen Wasserpflanzen. Durch die Beschattung werden Ökosystem-Prozesse verändert (Photosynthese, Nahrungsnetze) und es kann zur Sauerstoffzehrung im Gewässer kommen. Negative Effekte auf die Fischfauna und Makrozoobenthos-Gemeinschaften sind belegt. Allelopathische Effekte haben negative Auswirkungen auf andere Pflanzen sowie auf die Struktur und Zusammensetzung der Makrophyten-Gemeinschaft. In dem Bestand in Niederösterreich wurden keine anderen Pflanzenarten festgestellt.
Negative ökonomische Auswirkungen
Bei der Bildung von dominanten Massenbeständen können Beeinträchtigungen der Schiff- und Bootsfahrt an Gewässern sowie der Erholungs- (Segeln, Rudern, Angeln, Schwimmen) und Wassernutzung auftreten. Die Sauerstoffzehrung kann zu Fischsterben führen.
Positive ökonomische Auswirkungen
Die Art ist eine Aquarienpflanze, die recht anspruchsvoll ist. Seit ihrer EU-Listung, ist jedoch jeglicher Handel untersagt!
Managementmaßnahmen
Ziele der Maßnahmen:
Jede Bestandsreduktion dient auch vorsorglich der Vermeidung der weiteren Ausbreitung, auch in bisher nicht besiedelte Bundesländer.
- Öffentlichkeitsarbeit. Als Vorbild für die Öffentlichkeit kann die Aktion „Check-Clean-Dry" (GB Non-Native Species Secretariat 2017) dienen.
- Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbreitung.
- Gründliche Reinigung benutzter Geräte, Fahrzeuge, Kleidung und Schuhwerk.
- Nach jeder Bekämpfung ist eine mehrjährige Nachkontrolle notwendig, um eventuell noch vorhandene Sprossteile zu entfernen.
Mechanische Entnahme
Der Einsatz von Mähbooten oder eine Entfernung mittels Bagger in größeren Gewässern wird kontrovers diskutiert. Die Bestände können dadurch meist nicht vollständig entfernt, aber deutlich reduziert werden. Um eine weitere Ausbreitung durch abgerissene Pflanzenteile während der Entnahme zu verhindern, wird der Einsatz von Sicherheitsnetzen oder vergleichbaren Einrichtungen empfohlen (Matthews et al. 2013). Eine sorgfältige und möglichst wasserferne Entsorgung der Pflanzenreste ist notwendig. Bei kleineren Gewässern bzw. lokalen Beständen, ist das händische Entfernen der Pflanzen möglich, gegebenenfalls muss die Maßnahme über mehrere Jahre wiederholt werden.
Hydro-Venturi-Verfahren
Bei dieser Methode werden die Pflanzen samt Wurzelwerk aus dem Sediment gespült und das auftreibende Pflanzenmaterial abgesammelt. Die Methode ist nur bei flachen (bis ca. 1,5 m) und entsprechend zugänglichen Gewässern anwendbar. Der Einsatz der aufwändigen Methode in Deutschland und in den Niederlanden erbrachte standortabhängig unterschiedliche Ergebnisse (Matthews et al. 2013, Hussner et al. 2017).
Beschattung
Schattenspendende Bäume und Gebüsche entlang der Gewässerabschnitte zeigen Wirkung.
Ablassen von Gewässern
Nach der Trockenlegung des Gewässers können die Pflanzen entfernt werden. Das Sediment sollte völlig austrocknen (oder im Winter durchfrieren), da die Wurzeln im feuchten Boden überdauern können. Das Trockenlegen von Gewässern hat große Auswirkungen auf Nicht-Zielarten. Diese Maßnahme ist nur in besonders begründeten Einzelfällen nach sorgfältiger Abklärung durch eine Fachkraft und bei Vorliegen der erforderlichen behördlichen Bewilligungen vertretbar.
Chemische Bekämpfung
Der Einsatz von Herbiziden in der Nähe von Gewässern verboten (Gewässerschutzbestimmungen!).
Entsorgung
- Eine sorgfältige und möglichst wasserferne Entsorgung der Pflanzenreste ist notwendig.
- Für Transporte des biogenen Materials sind geschlossene Systeme zu verwenden, um eine weitere Verbreitung zu unterbinden.
- Die Entsorgung des Pflanzenmaterials ist gemäß geltenden Bestimmungen durchzuführen.
- Die Nutzung des Materials zur Kompostierung oder Biogasproduktion ist unter Berücksichtigung von Auflagen (z.B. Sterilisieren des Komposts vor Ausbringung) zu bevorzugen.
- Das Verbrennen von biogenen und nicht biogenen Materialien außerhalb von genehmigten Anlagen ist gemäß Bundesluftreinhaltegesetz idgF verboten!
Wissenswertes
In Australien bereitet die Karolina-Haarnixe als invasive Pflanze Probleme bei der Wasserlagerung und -aufbereitung. Sie verstopft durch ihr schnelles und unkontrolliertes Wachstum Wasserleitungen und -reservoirs. Die absterbende Pflanzenmasse und Fäulnis wirken sich negativ auf die Aufbereitung von Trinkwasser aus.
Verwechslungsmöglichkeit
Im Handel wird die Art teilweise mit der Riesen- oder Feinblättrigen Haarnixe (Cabomba aquatica) verwechselt, deren größere Blätter aber bis zu 500 Segmente aufweisen.
Literaturauswahl
ESSL, F. & RABITSCH, W. (2002): Neobiota in Österreich. - Umweltbundesamt, Wien, 432pp.
GB Non-Native SPECIES SECRETARIAT (2017): Help stop the spread of invasive plants and animals in British waters.
http://www.nonnativespecies.org/checkcleandry/
HUSSNER, A. et al. (2017): Management and control methods of invasive alien freshwater aquatic plants: A review. Aquatic Botany 136: 112-137.
MATTTHEWS, J. et al. (2013): Risk analysis of the non-native Fanwort (Cabomba caroliniana) in the Netherlands. Rep. Environ. Sci.nr. 442: 49 S.
http://www.q-bank.eu/Plants/Controlsheets/RAreport_Cabomba_20130830DEFPrintVersion.pdf'
:{https:www.neobiota-austria.at-Steckbrief-Cabomba caroliniana