Bekämpfungsmethoden
Bekämpfungsmethoden zur Eindämmung invasiver Neophyten
An dieser Stelle werden Ihnen erprobte, best practice Bekämpfungsmethoden näher vorgestellt und Hinweise gegeben, bei welchen Arten diese zur Anwendung gelangen können. Details dazu sind in den Steckbriefen angeführt. Sollten Sie darüber hinaus andere Methoden kennen, mit denen Sie gute Erfolge erzielt haben, ersuchen wir Sie uns diese zu melden.
Wahl der Methode
Hier müssen mehrere Faktoren wie z.B. Art, Standort, Größe des Bestandes, Entwicklungsstadium und Begleitvegetation, berücksichtigt werden.
Hinweis: Aktueller Literatur zufolge werden z.B. Staudenknöterich Bestände als Niststandorte von Singvögeln angenommen. Daher unbedingt vor Beginn der Maßnahmensetzung den Bestand auf eventuelle Brutnester kontrollieren und gegebenenfalls mit den Bekämpfungsmaßnahmen warten, bis die Brut- und Aufzuchtzeit vorbei ist. (Zit. ex Vogelwarte 57, Heft 4, 2019: 99 - 114)
Anwendung unterschiedlicher Methoden
Erfahrungen in der Praxis haben gezeigt, dass ein und dieselbe Methode für ein und dieselbe invasive Art an einem Standort Wirkung gezeigt hat, an einem anderen Standort indes nicht. Es wird an dieser Stelle deshalb erneut darauf hingewiesen, dass es zwar erprobte und erfolgsversprechende Methoden gibt, diese jedoch nicht in jedem Fall den gewünschten Effekt erzielen werden. Eine korrekt ausgeführte Umsetzung der Methode erhöht gleichwohl in jeden Fall die Erfolgschancen.
Nachfolgend erfolgt eine kurze Beschreibung der am häufigsten zur Anwendung gebrachten Methoden:
Ausreißen
Bei dieser Methode ist es wichtig, dass möglichst alle Wurzelteile entfernt werden (Gefahr des eines erneuten Wachstums!) und sie vor Beginn der Samenausreife umgesetzt wird.
Sie eignet sich besonders gut für kleine und neue Bestände bzw. Jungpflanzen von z. B. Drüsigem Springkraut, Goldrute, Ambrosie, Schmalblättriges Greiskraut, Topinambur, Lupine, Kirschlorbeer und Sommerflieder.
Es gilt jedoch zu beachten, dass aufgrund von verbleibenden Samen (lange Keimfähigkeit!) und Wurzeln die Maßnahmen regelmäßig und das meist über mehrere Jahre wiederholt werden müssen.
Ausgraben
Für invasive Arten, die über ein weit verzweigtes Wurzelsystem verfügen eignet sich diese Methode sehr gut. Kleinere Bestände können händisch ausgegraben werden, für Dominanzbestände ist eine maschinelle Unterstützung erforderlich. Sind große Flächen offen, darf auch auf eine standortgerechte Einsaat nicht vergessen werden.
Egal ob das Ausgraben händisch oder maschinell erfolgt, es ist darauf zu achten, dass weitestgehend alle Wurzelteile entfernt werden, um einer weiteren Ausbreitung entgegen zu wirken. Der Abtransport des anfallenden Materials darf nur in einem geschlossenen System erfolgen (Verbreitungsgefahr!).
Diese Methode eignet sich für z. B. Bambus, Staudenknöterich, Kirschlorbeer, Gewöhnliche Seidenpflanze, Sommerflieder, Topinambur.
Durchstechen - Aushacken
Invasive Arten, die eine Pfahlwurzel oder verdickte Wurzeln ausbilden wie z. B, Riesenbärenklau oder Kermesbeere können mit Durchstechen der Wurzel eliminiert werden. Diese Methode eignet sich bei ausgewachsenen Pflanzen, da nur diese eine entsprechend große Wurzel entwickelt haben.
Mahd (händisch, maschinell)
Viele invasive Arten ertragen keine intensive Nutzung. Durch eine z.T. mehrmalige jährliche Mahd kann ihr Wachstum stark eingeschränkt, ihre Ausbreitung verhindert werden. Lichtliebende heimische Arten bekommen somit die Chance einer Wiederansiedelung und drängen invasive Neophyten allmählich zurück. Diese Methode muss über einen längeren Zeitraum hindurch umgesetzt werden.
Abschneiden von Samenständen
Können Bekämpfungsmaßnahmen nicht zeitgerecht umgesetzt werden, sind Blütenstände (z. B. beim Riesenbärenklau, Sommerflieder oder Kermesbeeren) vor der Samenreife abzuschneiden. Wichtig dabei ist, dass die geernteten Samenstände in einem geschlossenen System gesammelt (Gefahr einer weiteren Verbreitung!) und einer ordnungsgemäßen Entsorgung zugeführt werden.
Abdecken
Bei einigen invasiven Arten kann das Abdecken mit einer UV undurchlässigen Folie zu einem Ergebnis führen. Diese Methode wurde hauptsächlich beim Staudenknöterich eingesetzt, wobei die Erfolge unterschiedlich ausgefallen sind.
Ringeln
Gehölze, die Wurzelausläufer und Stockausschläge bilden (z.B. Gewöhnliche Robinie, Götter- und Essigbaum, Eschenahorn u.a.), lassen sich durch partielles Ringeln kostengünstig und wirkungsvoll bekämpfen. Dabei wird die Rinde mit Hilfe eines Schälmessers, Hacke, Stemmeisen oder ähnlicher Gerätschaft auf einer Höhe von ca. 15 cm bis auf einen Steg, der ca. 1/10 des Stammumfanges betragen soll, entfernt (Unterbindung des Saftstromes). Nach ca. einem Jahr wird der Steg entfernt und so der Baum zum Absterben gebracht. Allenfalls gebildete Stockaustriebe sind unbedingt zu entfernen. Alle Bäume, die im Wurzelbereich miteinander verwachsen sind, müssen geringelt werden! Geringelte Bäume dürfen erst nach dem vollkommenen Absterben gefällt werden!
ACHTUNG: Geringelte Bäume sind instabil, sodass Personen oder Objekte gefährdet werden können!
Beweidung
Einige invasive Neophyten eignen sich durchwegs als Futterpflanzen für Nutztiere (diverse Schaf-, Ziegen-, Rinderrassen). Als Alternative zu den klassischen Bekämpfungsmethoden gibt es mittlerweile Erfahrungen mit Beweidung. Die Wahl der Nutztiere hängt von der Größe des Areals, aber auch vom Standort und der vorkommenden invasiven Arten ab. Eine wichtige Rolle spielt neben der Sicherstellung der Wasserversorgung auch die Besatzdichte, die in Abhängigkeit der gewählten Tierart zu wählen ist (Schwellenwerte gemäß Großvieheinheiten). Darüber hinaus muss das Gelände eingezäunt sein, damit die Tiere nicht entkommen können.
Mit der Beweidung soll im Frühjahr begonnen werden, da vor allem Schafe als Selektierer gerne die zarten Blätter fressen. Danach können z.B. Ziegen das Areal übernehmen, die auch die verholzten Teile als Nahrung aufnehmen.
Beispiele aus der Praxis haben gezeigt, dass z.B. der Staudenknöterich durch die Beweidung stark geschwächt wird (Fraß- und Trittschäden) und sich heimische Arten wieder angesiedelt haben.
Einsatz von Herbiziden
Der Einsatz von Herbiziden bei der Bekämpfung invasiver Neophyten ist auch nicht immer von Erfolg gekrönt. Es gilt im Vorfeld abzuklären, ob auf den geplanten Flächen die Anwendung von Herbiziden zulässig ist (z.B. Einhaltung der Gewässerschutzbestimmungen). Prinzipiell ist bei der Verwendung von Herbiziden ein sorgfältiger Umgang erforderlich und sind einige Punkte zu beachten. Egal ob es sich um Blattappliaktionen, Stängelinjektionen oder Schnittflächenbehandlung handelt, die Anwendung von Herbiziden hat nur bei Windstille und trockenem Wetter zu erfolgen.