Gebietsfremde Arten im Garten
Achtsamkeit im Umgang mit Gartenpflanzen
GartenliebhaberInnen sind bestrebt, besonders schöne und seltene Pflanzen zur Attraktivierung des Gartenbereiches und Steigerung des Wohlbefindens in ihre Gärten zu setzen. Gartenpflanzen dienen sowohl als Gestaltungselemente als auch Sichtschutz und tragen wesentlich zur Erholungswirkung bei.
In diesem Beitrag erhalten Gartenbesitzer und solche, die es noch werden wollen wichtige Informationen zu invasiven und potenziell invasiven Neophyten. Einige dieser Pflanzen werden gerne für die Gartengestaltung verwendet und nach wie vor im Handel angeboten. Oftmals erhält der Kunde vor dem Kauf seiner Wunschpflanzen zu wenig Fachinformationen, sodass die von ihm gepflanzten Arten bei Nichtbeachtung ihrer Ausbreitungstendenzen Probleme verursachen können. Die nachfolgenden Ausführungen sollen negativen Auswirkungen entgegenwirken und gleichzeitig das Problembewusstsein für invasive und potenziell invasive Neophyten wecken.
Viele Pflanzen wurden ursprünglich als Zierpflanzen nach Europa gebracht und in Botanischen Gärten oder Privatgärten angepflanzt, wo ihre Farben- und Formenvielfalt eine große Bereicherung darstellen. Ein Großteil davon ist unproblematisch und wir könnten uns Gärten ohne Neophyten, wie z.B. Tulpen, Krokusse, Narzissen, Hortensien gar nicht mehr vorstellen.
Einige der beliebten und dekorativen Arten (z.B. Lorbeerkirsche, Goldrute, Gemeine Seidenpflanze, Schmetterlingsstrauch, Essigbaum, Flachrohrbambus, Vielblättrige Lupine und Kermesbeere) zeigen allerdings unliebsame Eigenschaften: Sie sind wuchskräftig, vermehrungsfreudig, zeigen invasive Tendenzen und können dann massive Probleme bereiten. Mangels natürlicher Feinde und fehlender Konkurrenz breiten sich invasive Arten oft explosionsartig über den Garten hinaus aus (Verwilderung!) und dringen in umliegende Lebensräume ein, wo sie heimische Arten be-und verdrängen können.
Es ist daher wichtig und ratsam stark rankende oder sich rasch vermehrende Arten gut im Auge zu behalten, um eine Ausbreitung über den eigenen Garten hinweg rechtzeitig zu verhindern.
Wird eine Ausbreitung übersehen, dann helfen nur mehr konsequente, teils langjähre und unter Umständen kostenintensive Pflegemaßnahmen wie z.B. beim Flachrohrbambus (Phyllostachis). Für Gärtner, Landschaftsplaner und private Gartenliebhaber ist es daher von großem Vorteil, invasive Neophyten zu erkennen, zu wissen was damit zu tun ist bzw. wie man diese wieder loswerden kann. Wichtig dabei ist der Hinweis, dass EU gelistete Arten (z.B. Gemeine Seidenpflanze) nicht mehr gehandelt werden dürfen (siehe Steckbriefe).
Neben Aufklärungsarbeit soll gleichzeitig Anregungen gegeben werden, welche heimischen Alternativen gepflanzt werden können. Bei invasiven Arten besteht die Gefahr, dass sich diese auch außerhalb ihres Gartens verbreiten und so z.B. Nachbarschaftskonflikte entstehen können. Es ist daher sinnvoll invasive oder potenziell invasive Gartenpflanzen zu entfernen und durch heimische, ökologisch wertvolle Wildpflanzen zu ersetzen. Wollen Sie dennoch auf die eine oder andere invasive Art nicht verzichten, dann ist ein verantwortungsvoller Umgang unerlässlich.
Hinweis:
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Schneiden Sie die Blütenstände vor der Samenreife ab (z.B. Sommerflieder, Vielblättrige Lupine oder Kermesbeere), um eine Ausbreitung zu verhindern.
- Entfernen Sie Schösslinge oder graben sie diese aus.
- Die Entsorgung darf keinesfalls in der Natur erfolgen (Gefahr einer weiteren Verbreitung!). Wie sie das geerntete Material am besten einer ordnungsgemäßen Entsorgung zuführen, entnehmen Sie bitte den Steckbriefen.
Heimische Arten als Alternative
Sobald Sie invasive Arten aus ihrem Garten entfernt haben, entsteht Platz für heimische Wildpflanzen. Je nach Bodenbeschaffenheit und klimatischen Bedingungen steht Ihnen eine große Auswahl zur Verfügung.
Heimische Pflanzenarten sind mehr als eine Alternative zu gebietsfremden invasiven Arten. Ihre Anpflanzung fördert die Artenvielfalt, essenzielle Lebensräume für u.a. bedrohte Arten (z.B. Wildbienen) entstehen. Darüber hinaus ist jede heimische Pflanzenart eine Nahrungspflanze für bestimmte Tierarten. Je größer die Pflanzenvielfalt im Garten, desto größer auch die Vielfalt an Tieren: Schmetterlinge, Wildbienen, Käfer, Vögel und Säugetiere finden ausreichend Nahrung (Blütennektar, Pollen, Samen, Früchte, Nüsse). Zusätzlich erhalten Sie „Helferlein", die als Nützlinge u.a. auch Gartenschädlinge fressen und auf diese Weise für ein ökologisches Gleichgewicht sorgen.
Der ökologische Wert heimischer Pflanzen ist sehr hoch. Der Vergleich zwischen zwei Arten aus der Familie der Rosengewächse soll diesen Aspekt veranschaulichen: 48 Vogelarten fressen die Früchte der Süßkirsche (Prunus avium), jedoch nur 3 jene des Kirschlorbeers (Prunus laurocerasus). Bei invasiven Arten, die keine heimischen Verwandten haben, wie z.B. der Essigbaum (Rhus typhina) schaut die Bilanz noch viel schlechter aus (zit. ex Flyer „Invasive Neophyten im Garten" pro natura, Mai 2017).
Ein weiterer Vorteil heimischer Arten besteht darin, dass die meisten langsam wachsen und wenig Pflege benötigen. Die Früchte und Blüten einiger Wildpflanzen finden auch in der Küche ihre Verwendung und können schmackhaft zubereitet werden.
Anbei einige Beispiele (weitere informative Links sind nachfolgend angefügt):
Ersatzpflanzen für Goldruten (Solidago sp.):
Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Gemeiner Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris)
Österreichische Königskerze (Verbascum austriacum)
Goldschafgarbe (Achillea filipendulina)
Ersatzpflanzen für die Gewöhnliche Seidenpflanze (Asclepias syriaca):
Sterndoldenarten (Astrantia - Arten)
Oster - Schneeball (Vibunum x burkwoodii)
Echte Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria)
Ersatzpflanzen für den Essigbaum (Rhus typhina)
Vogelbeere, Eberesche (Sorbus aucuparia)
Trauben Holunder (Sambucus racemosa)
Gemeine Felsenbirne (Amelanchier ovalis)
Ersatzpflanzen für den Sommerflieder (Buddleja davidii):
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus)
Echte Berberitze (Berberis vilgaris)
Literatur:
GRIEBL, N. (2018): Gärtnern ohne invasive Pflanzen. Problempflanzen und ihre heimischen Alternativen. - Haupt Verlag, 256 pp.
Links:
Alternativen zu unerwünschten und verbotenen exotischen Pflanzen
Exotische Problempflanzen im Garten und einheimische Alternativen
Exotische Pflanzen im Garten - Was tun?
Rezeptvorschläge und weitere Verwendungsmöglichkeiten heimischer Wildpflanzen
Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Der Geschmack der Pflanze ist herb. Junge Blätter und Blüten können in kleinen Mengen zu Salaten und in eine Eierspeise gegeben werden.
Aus den Blüten kann Johanniskraut Öl hergestellt werden. Dazu werden die Blüten an sonnigen Tagen geerntet und in eine Flasche gegeben, die mit einem neutralen Öl übergossen werden. Die verschlossene Flasche an einen sonnigen Ort stellen und warten, bis ich das Öl rot verfärbt. Danach das Öl abseihen und in einer dunklen Flasche aufbewahren. Dieses Öl findet seine Anwendung bei Prellungen, Verbrennungen und dient der Wundheilung.
Gemeine Felsenbirne (Amelanchier ovalis)
Die Felsenbirne hat ein hervorragendes Aroma (nach Kirsche mit einem Hauch von Bittermandel) und kann sehr gut zu Kompott, Marmelade, Kuchen oder Trockenobst verarbeitet werden.
Dessert
400 g Birnenmus
250 g Topfen
250 g Mascarpone
Zucker nach belieben
2 Pkg. Vanillezucker
Zitronenschale
150 g Amarettini
Amaretto
Frische Felsenbirnen
Mandelstifte (als Dekor)
Alle Zutaten bis auf die Amarettini verrühren und abschmecken. Amarettini in Dessertgläser geben und mit etwas Amaretto beträufeln. Frische Früchte darüber schichten, danach die Creme verteilen und mit gerösteten Mandelstiften dekorieren.
Echte Berberitze
Die Beeren sind sauer, jedoch reich an Vitamin C.
Getrocknete Beeren sind ein gesunder Snack
Frische Früchte können in Kombination mit z. B. Äpfeln und Birnen zu Marmeladen verkocht werden.
Chutney mit Apfel und Ingwer, verfeinert mit Curry und Honig passt hervorragend zu Fleischgerichten
Vogelbeere, Eberesche (Sorbus aucuparia)
Die Früchte enthalten sehr viel Vitamin C, Provitamin A, Gerbstoffe, Pektin und verschiedene Säuren. Die Früchte sind ungekocht nicht genießbar. Sie können zu Mus, Gelee oder Saft verarbeitet werden.
Tipp: Vor der Verarbeitung die Beeren mindestens 2x mit kochendem Wasser übergießen (Herauswaschen der Gerbstoffe). Eine andere Möglichkeit stellt das Einfrieren der Früchte dar oder Sie warten mit der Ernte bis nach dem ersten Frost. Eine Gartenform deren Früchte nicht bitter sind, ist Sorbus aucuparia "Edulis". Sie hat sehr schmackhafte, große Beeren.
Rezept für eine Marmelade
500 g Vogelbeeren ohne Stiel (gut gewaschen)
500 g Gelierzucker 2:1
400 g Apfelmus
3 Pkg. Vanillezucker
Zimt
Die Vogelbeeren ca. 5 min aufkochen, das Kochwasser wechseln. Danach ca. weitere 20 Minuten kochen, bis die Beeren weich sind und diese durchpassieren. Mit den restlichen Zutaten noch einmal aufkochen lassen, Gelierprobe durchführen und in Gläser abfüllen.
Schwarzer Holunder (Sambucus niger)
Holunderbeeren enthalten viel Vitamin B, C und Folsäure, die Blüten ätherische Öle, Flavonoide, Gerbstoffe. Rohe Beeren sollen nicht gegessen werden, da sie geringe Mengen an Blausäure enthalten. Die Beeren eignen sich sehr gut zum Entsaften, sodass Sirup, Wein und Likör hergestellt werden kann.
Holundersuppe
600 g reife Holunderbeeren
1 l Wasser
2 El Zitronensaft
4 Gewürznelken
Zimt nach Bedarf
Apfel (klein geschnitten)
Alle Zutaten ca. 15 min köcheln lassen, durch ein Sieb passieren und den Brei wieder in den Topf geben. 2 El Speisestärke mit Zucker nach Belieben in kalten Wässern anrühren und zum Brei geben. Diese Mischung kurz aufkochen lassen. Die Suppe kann kalt oder warm gegessen werden.
Hollerröster
600 g Holunderbeeren
200 g Zucker
Zimt (Prise)
Nelkenpulver (Prise)
250 ml Wasser
2 El Maizena
etwas Milch oder Obers
Für den Hollerröster zuerst Wasser und Zucker aufkochen und die Gewürze ca. 5 min mitkochen, dann die gewaschenen Beeren zugeben und ca. 30-40 Minuten ziehen lassen bis sie ganz weich sind - dabei immer wieder umrühren damit nichts anbrennt.
Nach Belieben kann man etwas Maizena mit ein wenig Obers oder Milch verrühren und zugeben.
Der süße Röster passt hervorragend zu Grießschmarren, Kaiserschmarrn, Topfenknödel usw. und kann sowohl warm als auch kalt gegessen werden.
Gebackene Holunderblüten:
Frische Blüten in Palatschinken Teig tauchen und in heißem Öl herausbacken. Mit Zimt und Zucker bestreut servieren.
Holunderblütensirup:
50 Stk. Holunderblüten
5 l Wasser
5 kg Zucker
3 Orangen
4 Zitronen
15 dag Zitronensäure
Alle Zutaten in einen großen Topf geben, immer wieder gut durchrühren und 5 - 6 Tage abgedeckt stehen lassen. Sirup abseihen und in Flaschen abfüllen. Dieser Sirup eignet sich auch für die Zubereitung eines Fruchtgelees von Obstkuchen (anstelle von Wasser).
Holunderblütengelee:
30 Stk. Holunderblüten
1 l Orangensaft
½ kg Gelierzucker (2:1)
Etwas Zitronensaft
Holunderblüten in einen Topf geben, mit Orangensaft übergießen und zugedeckt über Nacht stehen lassen. Den aromatischen Saft durch ein Sieb oder feinmaschiges Tuch abgießen und die Holunderblüten gut ausdrücken. Den Saft mit Zitronensaft abschmecken und den Gelierzucker einrühren, aufkochen lassen und ca. 4 - 5 Minuten kochen lassen. Gelierprobe durchführen, in Gläser abfüllen und gut verschließen.